Die duale Laser-Diode – ein innovatives Tool in der Veterinärmedizin

Lasergeräte produzieren unsichtbare hoch energetische Lichtstrahlen in Form von stimuliert emittierter und amplifizierter elektromagnetischer Strahlung (LASER = Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation). Medizinische Lasergeräte dienen als Schnittinstrumente, zur Blutstillung, zur Abtragung von störendem Gewebe und zur Aktivierung photodynamischer Substanzen. Laserstrahlen können sowohl in der offenen Chirurgie als auch bei endoskopischen Eingriffen verwendet werden, da Laserenergie über feinste Laserfasern transportiert wird, welche selbst in Arbeitskanälen von Miniatur-Endoskopen Platz finden (Tab. 1).

Bei Diodenlasern werden Halbleiter zur Erzeugung von Laserstrahlen verwendet. Diodenlaser bedürfen keiner aufwendigen Betriebskühlung, können daher kompakt gebaut werden, operieren leise und wartungsarm. Das Halbleiter-Material bestimmt die Wellenlänge der emittierten Laserstrahlen. Die Wirkung der Laserstrahlen im Gewebe erfolgt in erster Linie über eine Strahlenabsorption. Werden Laserstrahlen mit 980 nm Wellenlänge vorwiegend von Hämoglobin absorbiert, so werden 1470 nm Laserstrahlen vorwiegend von Wasser absorbiert. Nach vollständiger Verdunstung des Gewebswassers durch Laserstrahlung führt eine weitere Energiezufuhr zur Karbonisation.

Duale Diodenlaser wie der LEONARDO® DUAL 45 (biolitec, Jena) bieten die Möglichkeit, beide genannten Wellenlängen frei kombiniert abzugeben und so eine hohe Schneidepräzision mit geringer Eindringtiefe einerseits mit einer tiefer greifenden koagulatorischen Wirkung andererseits zu verknüpfen.

Duale Diodenlaser stellen eine technische Weiterentwicklung in der Lasermedizin dar und können die Ergebnisse laserchirurgischer Eingriffe verbessern. Das erforderliche Maß an Anwendererfahrung reduzieren sie jedoch nicht."

Dr. Dr. Peter Pantke, AniCura Ahlen - Fachzentrum für Kleintiere

Zystoskopischer Blick auf Harnblasenpolypen

Zystoskopischer Blick auf einen Harnblasenpolypen (Abb. 1) während der endoskopischen Laserresektion mittels 400 µm – Faser (Dauerstrahlmodus, Kontaktverfahren, 5 mm/sec). Der Schleimhautüberzug des Polypen wurde mit 6 Watt 1470 nm durch einen Querschnitt am Polypenstiel eröffnet. Es verblieb ein weißlicher Schnittrand, in dessen Tiefe der gut durchblutete Polypenstiel mit 6 Watt 1470 nm und 3 Watt 980 nm im Verlauf schichtweise koaguliert und durchtrennt wird. Die Koagulation hinterlässt ein bräunliches Wundbett. Eine Karbonisation, also eine Schwärzung, ist nicht erwünscht, da durch verkohltes Gewebe eine Isolierschicht gegenüber Laserstrahlen aufgebaut wird.

Mittels dualem Diodenlaser lässt sich das Blutungsrisiko von Lasereingriffen minimieren, beispielsweise auch die Resektion der Concha nasalis ventralis (CNV). Dieser Eingriff erfolgt in Anlehnung an Oechtering et al. (2016). Es beginnt mit einer Schleimhautinzision der Basallaminia der CNV mit 10 W 1470 nm. Die weitere Abtragung der CNV erfolgt dann im dualen Modus (3 Watt, 980 nm plus 6 – 10 Watt 1470 nm). Der Eingriff erfolgt im Dauermodus (cw) mit einer 400 µm – Faser (Abb. 2).

Die geringe Eindringtiefe und minimale kollaterale Hitzeeinwirkung der 1470 nm Laserstrahlen erlaubt auch deren Verwendung in den oberen Atemwegen und im Pharynx von Katzen und Hunden (Abb. 3).

Duale Diodenlaser aus dem höheren Leistungsbereich wie der LEONARDO® DUAL 200 ermöglichen auch eine Durchtrennung parenchymatöser Organe wie bei einer partiellen Adrenalektomie, einer partiellen Nephrektomie oder einer Lungenkeilresektkion.

Der Lasereinsatz in der Human- und und in der Veterinärmedizin ist seit 1990 wissenschaftlich gut untersucht. Allerdings gibt es keine einheitlichen Richtlinien für wissenschaftliche Publikationen hinsichtlich erforderlicher Angaben zu angewandten Lasertechniken. Wichtige Kenngrößen sind die Art des Lasers, die Lasereinstellung hinsichtlich Leistung (Watt) und Modus der Strahlenabgabe (Dauer-Modus oder gepulster Modus), Konfektionierung der Laserfaser (Punkt- oder Radiärstrahler) sowie der Kontaktführung der Laserfaser zum Zielgewebe (im Kontakt, im Nah-Kontakt oder im Non-Kontakt). Selten sogar wird die Geschwindigkeit angegeben, mit der die Laserfaser über das Zielgewebe bewegt wird. Eine langsame Faserführung geht in eine mehr punktuelle Laserwirkung mit stärkerer Tiefenwirkung über. Eine schnelle Schnittführung bewirkt ein oberflächliches Schneiden. Kräftige Gewebsschnitte werden etwa bei 3 mm/sec erreicht.

FAZIT

Duale Diodenlaser stellen eine technische Weiterentwicklung in der Lasermedizin dar und können die Ergebnisse laserchirurgischer Eingriffe verbessern. Das erforderliche Maß an Anwendererfahrung reduzieren sie jedoch nicht.

Lasermedizin ist im Rahmen des Studiums der Veterinärmedizin nicht als Studienfach etabliert. Dennoch haben zahlreiche Praxen und Kliniken Lasergeräte angeschafft. Einige Geräte werden regelmäßig benutzt, andere verstauben. Während CO2-Laser vergleichbar der 1470 nm Diode eher eine oberflächliche Gewebewirkung erzeugen, und zwar im Sinne von „What you see, is what you get“, hat die in der inländischen Tiermedizin weiter verbreitete 980 nm Diode eine Tiefenwirkung, deren Ausmaß sich während der Anwendung nicht in vollem Umfang darstellt.

Die Gefahr sehe ich darin, dass man anfänglich mit geringer Wattzahl eher vorsichtig die Laserfaser langsam von der Stelle bewegt und dass sich hieraus unerwünschte Gewebsschwellungen ergeben. Unter Umständen werden durch die Hitzewirkung Blutgefäße in der Tiefe so verletzt, dass es zu einer Art von Arrosionsblutung kommt. Anstelle einer gewünschten Gewebsabtragung resultieren Umfangsvermehrungen und anatomische Strukturen verzerrende Vernarbungen.

Derartige Einstiegserfahrungen verleiten dazu, vom Lasereinsatz gänzlich Abstand zu nehmen. Die grundsätzlichen Vorteile der Laserchirurgie sollten nicht außer Acht gelassen werden (Tab. 1).

Vorteile der Laserchirurgie gegenüber der klassischen Chirurgie.

Dr. Dr. Peter Pantke, AniCura Ahlen - Fachzentrum für Kleintiere

Literatur