Zahntechnik für Hunde: Zusammenarbeit von Tierarztpraxis und Dentallabor

Prothetische Versorgungen für Tiere? Zahnkronen für den Hund? Immer wieder sehe ich in ungläubige Gesichter, wenn es darum geht, auch bei Tieren möglichst zahnerhaltend zu agieren. Oftmals stellen sich die gleichen Fragen: „Ist das denn den ganzen Aufwand überhaupt wert?“ - „Meine letzte Zahnkrone war sehr teuer, kann man das denn für Tiere überhaupt bezahlen?“ Pauschal lassen sich diese Fragen nicht beantworten - jeder Fall muss individuell betrachtet werden. Nur so ist es möglich, die sinnvollste Lösung zu finden.

Symbiose aus Zahnbehandlung, Abdrucknahme, Modellherstellung, Kronenherstellung und Eingliederung

Das Spektrum prothetischer Versorgungen ist vielfältig, die stetige Weiterentwicklung in der Human-Dentalbranche kommt auch der veterinärmedizinischen zugute. Verschiedene Werkstoffe machen es mittlerweile möglich, auch Tieren mit deutlich größeren Beißkräften stabile Zahnkronen anbieten zu können. Aber nicht nur das Material ist entscheidend. Die Symbiose aus Zahnbehandlung durch Fachtierärzt:innen, Abdrucknahme, Modellherstellung, Kronenherstellung und Eingliederung muss stimmen, um hochwertige und präzise Arbeiten fertigen zu können.

Zahnbehandlung

Die Gründe für eine prothetische Versorgung sind vielfältig. So können z.B. frakturierte oder wurzelbehandelte Zähne, Zähne mit Schmelzhypoplasie, Abrasionen oder auch Karies den natürlichen Zahn so sehr beeinträchtigen, dass nur noch eine Extraktion oder eine Versorgung mit Zahnkronen sinnvoll ist.

Abdrucknahme

Ein elementarer Teil im Herstellungsprozess einer prothetischen Versorgung ist die Abdrucknahme. Die Passung steht und fällt mit diesem Arbeitsschritt. Es empfiehlt sich immer noch Einzelstumpfabdrücke der präparierten Zähne zu nehmen. Ein guter Abdruck weist keine Pressfahnen auf, hat möglichst keine Lufteinschlüsse und die Präparationsgrenzen sind klar zu erkennen. In der Human-Zahnmedizin wird mittlerweile immer öfter auf Intraoralscanner gesetzt. Die erzeugten Daten werden an das Dentallabor übermittelt und der Zahntechniker konstruiert die Zahnkrone per CAD-Software.

Modellherstellung

Bei der Modellherstellung ist unbedingt darauf zu achten, dass der Dentalgips die Schrumpfung des Abformsilikons durch seine Expansion ausgleicht.

Das Zusammenspiel von Tierarztpraxis und Dentallabor ist ein elementarer Faktor, um qualitativ hochwertige und langlebige Zahnsanierungen erfolgreich durchführen zu können."

Wolfgang Häusler, Fa. Tierdent

Herstellung einer Zahnkrone - Funktion geht vor Ästhetik

Dem ungeschriebenen Gesetz „Funktion geht vor Ästhetik“ ist große Beachtung zu widmen. Selbstverständlich ist es auch möglich, hochästhetische Vollkeramikarbeiten für Hunde zu fertigen - nur macht es allerdings aufgrund der spröden Eigenschaften von Dentalkeramiken nur wenig Sinn. Hunde beißen z.B. auf Stöcke oder Steine - die dadurch entstehenden Mikrorisse schwächen das Material so sehr, dass es zu Frakturen der Dentalkeramik kommen kann und eine Zahnkrone relativ schnell ausgetauscht werden muss. Deshalb haben sich bisher folgende Werkstoffe bewährt.

NEM, ZrO² und Gold

NEM (Nicht-Edelmetall) ist eine Legierung, die hauptsächlich aus Kobalt und Chrom besteht. Um ideale Eigenschaften für Zahnersatz zu erreichen, werden noch Molybdän und Wolfram beigemischt. NEM ist aus der Zahnmedizin als preisgünstige Alternative zu Goldlegierungen nicht mehr wegzudenken. Durch das geringe Gewicht und die hohe Stabilität eignet sich NEM sehr gut für prothetische Versorgungen. NEM-Legierungen auf Kobaltbasis gelten als verhältnismäßig biokompatibel und nicht allergieauslösend.

ZrO² (Zirkoniumdioxid) ist eine Hochleistungskeramik, die seit ca. 15 Jahren im Dentalmarkt ihren festen Platz gefunden hat. Das sehr feste Material hat die Fähigkeit, bei entsprechender Vorbehandlung, Mikrorisse durch Umwandlung der Gitterstruktur selbst zu schließen. Für Tiere, deren Beißkraft die des Menschen (800N/cm²) nicht übersteigt, ist ZrO² eine sehr gute Alternative. Zirkoniumdioxid lässt sich in verschiedenen Zahnfarben fertigen, dadurch wirkt eine ZrO² Krone nahezu unsichtbar im Maul. ZrO² ist biologisch absolut unbedenklich.

Die klassische „Goldkrone“ ist seit vielen Jahrzehnten ein Dauerbrenner. Durch die edlen Legierungsbestandteile erreicht sie eine sehr hohe Biokompatibilität. Verglichen mit NEM und ZrO² ist Gold relativ weich, diese Eigenschaft wirkt sich positiv auf Antagonisten und das Kiefergelenk aus. Der Nachteil von hochgoldhaltigen Legierungen liegt in den hohen Materialkosten. Die Liste ließe sich noch um Titan und goldreduzierte Legierungen erweitern.

Die Herstellung einer Zahnkrone erfolgt entweder konventionell im Guss- oder per CAD/CAM-Tierarztpraxis und Dentallaborerfahren. Bei der klassischen Herstellungsweise wird die Zahnkrone in Wachs auf dem Gipsmodell modelliert und dann im entsprechenden Material gegossen und ausgearbeitet. Beim CAD/CAM-Verfahren wird das Gipsmodell mittels Scanner digitalisiert - auf dem so erzeugten dreidimensionalen Modell wird anschließend eine Zahnkrone konstruiert und maschinell gefräst.

Eingliederung

Die Auswahl des richtigen Befestigungsmaterials ist unter Berücksichtigung des Werkstoffs zu treffen. Die Herstellerangaben sind unbedingt zu beachten, nur so kann ein dauerhafter Verbleib im Maul erzielt werden. Vor allem bei der adhäsiven Befestigungsmethode ist auf absolute Trockenheit zu achten. Jede Zahnkrone sollte vor dem Eingliedern an den Innenflächen mit Aluminiumoxid sandgestrahlt werden und im Ultraschall gereinigt sein. Die vielen verschiedenen Arbeitsschritte, die eine exakte Herangehensweise erfordern, unterstreichen die Wichtigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Tierarztpraxis und Dentallabor.

Der gezeigte Fall: NEM-Zahnkronen für die Canini

Im abgebildeten Fall wurden jeweils an den Canini NEM-Zahnkronen gefertigt. Im OK mussten beide wurzelbehandelt werden, und im UK waren die Abrasionen schon so fortgeschritten, dass eine Überkronung sinnvoll war. Bei der ersten Sitzung wurden die Zähne behandelt und präpariert. Hier ist es ratsam, die Platzverhältnisse zum Antagonisten im Auge zu behalten. Um genügend Stabilität bieten zu können, sollte eine Zahnkrone aus NEM die Mindeststärke von 0,4 bis 0,5 mm nicht unterschreiten. Die Abformung der Kiefer erfolgte mittels Sandwichabformung. Zur Sicherheit wurden noch Einzelstumpfabdrücke genommen. Das Bissregistrat wurde in diesem Fall aus Knetsilikon gemacht.

Im Dentallabor wurden die Abdrücke mit Gips ausgegossen und auf den entstandenen Gipsmodellen dann die Zahnkronen in Wachs modelliert. Bereits in Wachs wird die Kontaktsituation zum Gegenkiefer geprüft und ggf. angepasst. Die Wachskronen werden anschließend in Metall gegossen, ausgearbeitet und poliert.

Die Eingliederung der Zahnkronen fand in der zweiten Sitzung statt. In Absprache mit der Tierarztpraxis haben wir uns für die etwas aufwändigere, adhäsive Befestigung entschieden. Die Zahnstümpfe wurden gereinigt, geätzt und mit Zahnprimer vorbehandelt, die Innenflächen der Zahnkronen wurden mit AlO² gestrahlt und im Ultraschallbad gereinigt. Anschließend wurden die Zahnkronen bei absoluter Trockenheit mit dualhärtendem Komposit befestigt.

Take home message

Das Zusammenspiel von Tierarztpraxis und Dentallabor ist ein elementarer Faktor, um qualitativ hochwertige und langlebige Zahnsanierungen erfolgreich durchführen zu können.