Mäusegift in Laienhand - Gefahr für Katzen und andere Tiere

Mäuse als „Schädlinge“ zu bezeichnen, fällt mir wirklich schwer. Sie sind sehr niedlich, und für mich sind es nette, kleine Tiere. Allerdings: Im eigenen Wohnbereich möchte sie trotzdem niemand haben. Verständlicherweise. Schließlich können sie einen nicht unerheblichen Schaden an Haus und Inventar anrichten. Und aus diesem Grund greifen viele Privatpersonen zu frei verkäuflichen Schädlingsbekämpfungsmitteln, die nicht nur ihre eigenen Haustiere gefährden, sondern auch eine Gefahr für die freilaufenden Katzen, Hunde und Wildtiere draußen darstellen.

Wer mit Katzen zusammenlebt, hat tendenziell seltener ein Mäuseproblem. Hereingetragene Beute einmal außen vorgelassen. Doch ein hundertprozentiger Schutz vor Mäusen sind auch Katzen nicht. Ich kenne diverse Haushalte, die sogar mit mehreren Katzen zusammenleben und trotzdem ein Mäuseproblem haben. In einem solchen Fall soll dann natürlich eine Lösung her - und zwar schnell. Genau dabei passiert es, dass aus Unwissenheit, Bequemlichkeit, „Kosteneinsparungsgedanken“ und falschen Informationen aus dem Internet die eigentlich tierlieben Menschen fast reflexartig zum Giftschrank greifen und vor jeglichen Risiken die Augen verschließen. Denn das „Problem Maus“ soll schnellstmöglich eliminiert werden.

Davon ausgehend, dass Erwachsene in Deutschland im internationalen Vergleich nur mittelmäßig lesen und Texte verstehen können (Studie: OECD 2013), kann man sich ausmalen, wie im Allgemeinen mit Packungsbeilagen und Anleitungen giftiger Produkte umgegangen wird. Zudem werben frei verkäufliche Schädlingsbekämpfungsmittel mit verharmlosenden Beschreibungen, die für die Zieltierart einen schnellen, schmerzfreien Tod suggerieren.

Sauber, schmerzfrei, schnell und sicher?

Auf der Vorderseite eines gängigen Produkts steht z.B.: „Mäuseköder“, „schnell & zuverlässig“ und „mehr Sicherheit für Kinder“. Kein Wort von „Gift“ oder gar „tödlich für Tiere“. Denn das will ja niemand. Auf der Rückseite lediglich ein winziger Text, der nochmals suggeriert, wie einfach und unproblematisch die Anwendung ist. Erst bei genauerem Lesen findet man den wichtigen Hinweis, dass das Produkt nur für eine Temperatur bis (!) 21°C geeignet ist.

Die dramatischen Auswirkungen bei einer Anwendung über (!) 21°C werden verschwiegen. Unter „Wirkweise“ steht nur, dass der Tod der Mäuse aufgrund von Unterkühlung eintreten soll. Man muss schon etwas mitdenken, um die fatalen Auswirkungen einer Anwendung im Sommer zu realisieren: Nämlich halb vergiftete Mäuse, die noch in der Lage sind, nach draußen auf Futtersuche zu gehen und dabei von Katzen und anderen Tieren gefressen zu werden. Die dann übrigens gleich mit sterben, da es kein Gegengift gibt.

Viele Menschen greifen zu frei verkäuflichen Schädlingsbekämpfungsmitteln, die nicht nur ihre eigenen Haustiere gefährden, sondern auch eine Gefahr für die freilaufenden Katzen, Hunde und Wildtiere draußen darstellen."

Sabine Ruthenfranz, Pet-Competence-Club

Professionelle Schädlingsbekämpfer:innen gehen anders vor!

Schädlingsbekämpfer Martin Vogeler aus Bochum sieht die gesetzlichen Regelungen und den Einsatz durch nicht sachkundige Anwender kritisch. „Privatpersonen wissen nicht genug über die Risiken und begehen bei der Anwendung häufig fatale Fehler“, so der Experte. Außerdem sei der Wirkstoffgehalt in freiverkäuflichen Produkten extra niedrig, um den freien überhaupt Verkauf möglich zu machen. Letzten Endes wird dadurch der Sterbeprozess der zu vergrämenden Tiere unnötig verlangsamt. Zudem werden auch Haus- und Wildtiere gefährdet, welche die Mäuse als Beute aufnehmen. Seriöse, geprüfte Schädlingsbekämpfer gehen deshalb anders vor: Zuerst wird das Haus auf undichte Stellen geprüft, durch die Mäuse Zugang haben. Hier ist das Wissen um die jeweilige Tierart von großer Bedeutung. Einerseits um Spuren zu erkennen, richtig zu deuten aber auch um die passenden Maßnahmen zu ergreifen. Dann müssen die Zugangsstellen verschlossen werden, um ein Nachwandern der Mäuse zu verhindern. Erst im dritten Schritt wird ab Herbst bei kühlen Temperaturen, gegen die Mäuse vorgegangen. Biozidhaltige Produkte sind dabei immer das letzte Mittel der Wahl. Bei der Beratung durch einen Schädlingsbekämpfer werden nicht selten auch Baumängel aufgedeckt, die zu Feuchtigkeit und Energieverlust führen. Im Fall der Fälle schützt die Beratung durch den Profi also nicht nur Haus- und Wildtiere, sondern sogar das eigene Heim.

Aufklärung kann Haus- und Wildtiere retten

Viele Anwender:innen von frei verkäuflichen Schädlingsbekämpfungsmitteln verlassen sich darauf, dass „so giftige Produkte“ nicht verkauft werden dürfen. Sie gehen davon aus, dass die Produkte sicher genug sind, um sie auch als Laie risikofrei anzuwenden. Und sie verlassen sich darauf, dass die Tierärzt:in im Fall einer Vergiftung schon helfen wird, ohne daran zu denken, dass es leider nicht immer ein Gegengift gibt.