Zukunft der Tiermedizin - KI als Chance

Als praktizierender Tierarzt steht Dr. Björn Becker tagtäglich an vorderster Front, wenn es um die medizinische Versorgung unserer gefiederten oder pelzigen Freunde geht. In dieser Rolle sieht er täglich das immense Potential von Technologie und Innovation für die Tiergesundheit. Für ihn stecken Künstliche Intelligenz (KI) und Digitalisierung zwar heute noch in den veterinärmedizinischen Kinderschuhen, jedoch gibt es schon jetzt einige vielversprechende Ideen und Werkzeuge. Als Tierarzt und digitaler Entdecker hat er es sich zur Aufgabe gemacht, innovative Entwicklungen in der Tiergesundheit zu erkunden, die die Arbeit der Tiermediziner:innen unterstützen können.

Digitalisierung, Remote Medicine und KI in Bielefeld

Erwartungsvoll schlendere ich durch die Gänge der Fachmesse des BPT Intensiv Kongresses 2024 in Bielefeld. Geriatrie war das Hauptthema und gedanklich sortierte ich die Optionen, Digitalisierung, Remote Medicine und KI hier sinnvoll einzusetzen. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf führte ich diverse Gespräche, Interviews und Brainstormings rund um „meine“ Themen. Dabei fiel mir auf, dass die bisher oft eher skeptische Stimmung bzgl. der Digitalisierung und der KI einer leichten Aufbruchstimmung gewichen ist.

Pharmaunternehmen und Labore setzen immer mehr auf technologische Lösungen, PMS-Software Anbieter stellen ihre Vorzüge bzgl. der Digitalisierung in den Vordergrund und kleinere sowie größere Unternehmen, die nur digitale Angebot haben, reihen sich unter die Aussteller. Spannend denke ich und gleichzeitig muss ich ein wenig schmunzeln, dass Lösungen, die in anderen Branchen bereits Gang und Gäbe sind, wie eine Weltneuheit in unserer Tierarztwelt gefeiert werden. Und nicht alles, was ein Computer erledigt, ist schon KI. Erst, wenn digitale Prozesse die analogen abgelöst haben und sie mit einer smarten datenbasierten Intelligenz verknüpft, kann eine KI daraus werden, die uns in unserer täglichen Arbeit unterstützt.

Löst KI unsere Personalprobleme?!

Insgesamt aber beruhigend für mich und „meine“ berufspolitische Veranstaltung zum Thema „Löst KI unsere Personalprobleme?!“. Auf genau dieser Veranstaltung sollte ich meine Überzeugungen und Einsichten zum Thema mitteilen. Mein Ziel war es, eine Brücke zwischen der aktuellen und der zukünftigen Rolle von Künstlicher Intelligenz in der Veterinärmedizin zu schlagen. Darüber hinaus wollte ich aufzeigen, dass smarte Technologien unser bisher zur Verfügung stehendes Personal entlastet und es ermöglicht, dass sie ihre Kompetenzbereiche und ihren Delegationsrahmen in aller Fülle nutzen können. Wir zeigten auf, dass KI ein Werkzeug ist, das nicht gefürchtet, sondern verstanden und genutzt werden sollte. Durch meine Worte wollte ich die Zuhörer:innen ermutigen, sich neuen Technologien zu öffnen und die daraus resultierenden Möglichkeiten zu ergreifen.

Gemeinsam mit Julia Nitsche, Wirtschaftspsychologin an der Universität Witten/Herdecke, wurden auch die psychologischen Aspekte der Interaktion mit KI aufgegriffen. Wir diskutierten, was KI mit uns macht, wovor wir Angst haben und wie wir diese Ängste überwinden können. Die anschließende Diskussion und Fragerunde waren von Offenheit und sehr viel Emotion geprägt, die Fragen der Teilnehmenden waren inspirierend und wurden konstruktiv beantwortet. Insbesondere die Themen Veränderung und Umgang mit der Veränderung wurde oft angesprochen.

Zukunft der Tiermedizin - KI als Chance

Beim Frühstück am folgenden Tag stellte ich dann Heiko Färber, dem Geschäftsführer des BPT, einige Fragen, die letztlich auf seinen Fragen während der Veranstaltung basierten. Ich wollte wissen, was er aus der Veranstaltung mitgenommen hat, was ihn inspiriert und was ihn bewogen hat, sich dem Thema KI gegenüber so offen zu stellen und wo er die Chancen der KI sieht.

Seine Antworten waren ein Spiegelbild der Bedeutung des Abends: Sie zeigten, wie essenziell es ist, den Wandel anzunehmen und sich proaktiv mit der Zukunft der Tiermedizin auseinanderzusetzen. Die berufspolitische Veranstaltung und die anschließenden Gespräche waren ein Aufruf, KI als Chance zu begreifen. Eine Chance, die Personalprobleme in der Veterinärmedizin nicht nur zu adressieren, sondern auch als Wegweiser für eine bessere, effizientere und empathischere Tierpflege zu nutzen. Die Resonanz und die Stimmung während und nach dem Forum zeigten, dass es uns, so glaube ich, gelungen ist, die Tierärzteschaft zu motivieren, diesen Weg mit Neugierde, Offenheit und Mut zu gehen.

Ich persönlich habe mitgenommen, dass solche Themen noch viel mehr Einzug in Berufspolitik, Verbandsarbeit und Universitäten aufgenommen werden müssen.

Austausch

Dr. Björn Becker freut sich auf den Austausch zu den Themen Digitalisierung, Remote Medicine und KI mit allen Teilnehmer:innen unserer kleinen, feinen Tiermedizinwelt. Scheuen Sie sich nicht, ihn zu kontaktieren.

Dr. Björn Becker: tierarzt.becker@mac.com