Hundeerziehung im Wandel: Wie Erziehungsprobleme den Praxisalltag beeinflussen

Immer öfter erleben Tierärzt:innen Erziehungsprobleme bei Hunden. Schon im Welpenalter. Kommen diese Hunde in die Praxis, sind die Auswirkungen auf den Praxisbetrieb oft groß: von zeitraubendem passivem Widerstand bis hin zu massiver Abwehraggression.

Unangenehme Gerüche, Angst vor anderen Hunden und vor allem schlechte Erfahrung bei schmerzhaften Untersuchungen – Gründe, warum Hunde beim Tierarzt nicht kooperieren, gibt es viele. Die entscheidende Frage ist jedoch, wie Hundehalter:innen mit diesen Problemen umgehen? Und: Warum werden Erziehungsprobleme immer öfter zum Problem – im Alltag und in der Tierarztpraxis? Und das, obwohl die Theorie der Hundeerziehung in den letzten Jahren zum Top-Thema geworden ist?

Eine Erklärung ist, dass sich die Haltung von Hunden gewandelt hat. Vielen Besitzer:innen fällt es heute schwer, ihre Tiere nicht als eine Art Menschen mit Fell zu betrachten. Gerade Welpen werden oft wie ein Baby verhätschelt. Das führt unweigerlich zu Problemen.

Marion Terhaar, Expertin für Hundeverhalten, weiß: „Hunde haben ein untrügliches Gespür für soziale Strukturen. Im Rudel sind es die Alphatiere, die die Entscheidungen treffen und den Ton angeben. Vielen Hundehalter:innen fällt es allerdings schwer, diese Autorität anzunehmen. Andere versuchen es erst gar nicht. Sie möchten viel lieber bitten, anstatt befehlen.“

• Eine Schulung im Ausdrucksverhalten und Verhalten von Hunden kann Tierärzt:innen und Mitarbeitenden helfen, Stressanzeichen zu erkennen und zu managen."

Marion Terhaar, Expertin für Hundeverhalten

Und in vielen Situationen fehlt einfach das Verständnis. Die Praxis beim Tierarztbesuch zeigt zum Beispiel: Die meisten Hundehalter:innen versuchen, ihren unsicheren Hund zu trösten und zu beruhigen. Das führt jedoch zwangsläufig zu noch mehr Unsicherheit und fördert aggressives Verhalten. Einen ängstlichen oder aggressiven Hund muss man managen, nicht beruhigen. Gerne behutsam, aber gradlinig und selbstsicher.

Das zeigt, wie wichtig es ist, dass Menschen Hunde und ihre biologischen Entwicklungsprozesse verstehen und in der Lage sind, ihr Verhalten zu deuten. Um sie so zu erziehen, dass ein friedliches Miteinander möglich ist – im Alltag und in der Tierarztpraxis.

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