DGVD 2024 - "Hautprobleme praxisnah aufarbeiten und erfolgreich behandeln!"

Von exotischen und extravaganten „Hautfellen“: „DGVD goes wild!“ Der größte tierdermatologische Fachkongress für Deutschland, Österreich und die Schweiz lädt ein vom 7-9.06.24 nach Stuttgart Fellbach. Nur noch knapp 3 Monate sind hin bis zur 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Veterinärdermatologie in der Schwabenlandhalle Fellbach in Stuttgart und die Tagungspräsidenten, Dr. Teresa Böhm und Dr. Christoph Klinger, selbst doppelt-geboardete Diplomates der europäischen (ECVD) als auch des amerikanischen Colleges für Veterinärdermatologie (ACVD), befinden sich im Endspurt – zum Glück aber fleißig unterstützt durch die Congress-Organisation Gerling (COG), die Fellbach Event & Location GmbH (Feel) und natürlich die zahlreichen Industriepartner und -sponsoren.

Es soll die bislang größte deutschsprachige Tierdermatologie-Tagung werden und so erwartet der 1997 gegründete Verein über 500 Tierärzt:innen, Studierende sowie Tiermedizinische Fachangestellte zu einem Feuerwerk des „Edutainments“ rund um alle möglichen Hauterkrankungen von Tieren.

Der Fokus der Jahrestagung liegt erklärtermaßen darauf, häufige wie auch seltenere (aber umso spannendere) Hautprobleme praxisnah aufzuarbeiten und schließlich erfolgreich zu behandeln. Die Themen des diesjährigen Kongresses wurden mindestens genauso sorgfältig ausgewählt, wie auch die Referent:innen, auf die die Tagungspräsident:innen besonders stolz sind. Um für alle Ausbildungsstufen ,von Studierenden bis Spezialist:innen, fachkundig, aktuell und verlässlich zu informieren, haben Dr. Teresa Böhm und Dr. Christoph Klinger das „who is who“ der Fachspezialist:innen eingeladen: die „DGVD-Stars“. In drei parallelen Vortragsreihen (Basic, Advanced und Special Interest) werden zahlreiche spannende Themen eines der häufigst-frequentierten Fachbereiche der Kleintiersprechstunde behandelt und natürlich wird es auch eine eigene Vortragsreihe für TFA geben.

Natürlich denken die meisten im Bereich der Tierdermatologie an Otitiden und Allergien, welche ebenfalls am DGVD-Kongress behandelt werden. Aber insbesondere der neu-entwickelte Special-Interest-Stream soll die spannenden Sonderthemen der Dermatologie erfassen, die sonst oft vergessen werden, oder wenn sich Fachbereiche und Spezialwissen überschneidet. Die Haut hat den großen Vorteil, dass es sich um ein gut zugängliches Organ handelt und mit dem korrekten Fachwissen lassen sich bei netten Patienten hier auch wach zahlreiche Prozeduren durchführen. Manchmal braucht man aber auch eine besonders effektive Schmerzausschaltung, zum Beispiel am Ohr. Der absolute Fachmann, wenn es um das Thema Lokalanästhesie geht ist Dr. René Dörfelt, Diplomate ECVECC und ECVAA, Oberarzt für Anästhesie und Intensivmedizin an der Medizinischen Kleintierklinik der LMU München. Er wird einen Vortrag über die lokale Schmerzausschaltung in der dritten Vortragsreihe halten:

In der Veterinäranästhesie erlangt die Lokalanästhesie eine immer stärkere Bedeutung. Auch für verschiedene Dermatologische Eingriffe sehen diverse Lokalanästhetische Techniken zur Verfügung. Oft lässt sich eine Lokanaästhetische Scherzausschaltung kostengünstig, mit einfachen Mitteln und nur geringen praktische Fertigkeiten erreichen. Im Vortrag sollen sowohl die pharmakologischen Grundlagen der Lokalanästhesie als auch praktische Durchführung sowohl in der Peripherie als auch am Körperstamm erläutert werden. Dr. René Dörfelt, Diplomate ECVECC, Diplomate ECVAA

Die Entnahme einer Hautstanzbiopsie oder einer kleinen Umfangsvermehrung ist die häufigste Indikation für solche Lokalanästhesien, doch wie geht es dann weiter? Die Antwort lautet wie so oft in der Tierdermatologie: „Es kommt drauf an!“ Dr. Katja Winger, Spezialistin für Tieronkologie (Diplomate ECVIM-CA Oncology) an der AniCura Tierklinik Stuttgart Plieningen kann hier kompetente Abhilfe schaffen:

Hubbel oder Knubbel? Kruste oder Krebs? Und am Ende die Frage: „Shampoo oder Chemo“? So konträr die Erkrankungen auch sind, so ähnlich kann ihr klinisches Erscheinungsbild sein. Und genau DAS ist die gefährliche Herausforderung, vor der wir immer wieder in der Sprechstunde stehen. Eine maligne Tumorerkrankung ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Während man sich im Falle eines benignen Derma-Problems oftmals in Geduld üben muss. Ein Gespür dafür zu bekommen, auf welchem Weg man das eine vom anderen frühzeitig und sicher unterscheiden kann, ohne den Patientenbesitzer in unnötige Sorge zu versetzen gleichermaßen aber auch nichts zu verpassen. Das soll das Ziel dieses Vortrags sein.

Mit vielen Fotos aus dem Alltag erhalten Sie eine spannende Zusammenfassung über die in unseren Regionen am häufigsten auftretenden „Look-a-likes“ von Hund und Katze aus Dermatologie und Onkologie. Diesmal aus der Perspektive einer Onkologin. Dr. Katja Winger, Diplomate ECVIM-CA Oncology

Das Thema „Dermatologie“ kann an manchen Ecken und Enden durchaus mal ein bisschen komplizierter werden, aber genau dafür gibt es ja zum Glück die DGVD-Stars: Was ist nun aber, wenn es sich bei dem Hautpatienten zu allem Überfluss auch noch um einen kleinen „Exoten“ handelt? Die Frau der Stunde, wenn es um Kleinsäuger geht, ist PD Dr. Veerle van Geenhoven. Genau auf solche kleinen Patienten hat sie ihren Fokus gelegt und sie kennt die Hautprobleme der kleinen Fellträger wie ihre Westentasche:

Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchillas, Degus, Hamster, Mäuse, Ratten, Rennmäuse, und inzwischen auch Weißbauchigel und Sugar Gliders. Die Artendiversität der in der Kleintierpraxis vorgestellten kleinen Heimtieren nimmt stetig zu und damit auch die Notwendigkeit, sich ein differenziertes Wissen bezüglich der Behandlung dieser Patienten zuzulegen. In diesem Seminar halten wir die Haut und das Fell unserer kleinsten Patienten unter die Lupe, und zwar aus unterschiedlichen Blickwinkeln und mal mit breiter tierartübergreifender, mal mit enger tierartspezifischer Fokussierung.

Der erste Blickwinkel betrifft die Anatomie von Haut und Haar und Stacheln. Welche kleinen Heimtiere hatten auch wieder welche Hautdrüsen an welcher Stelle? Da viele Heimtierarten Sohlengänger sind, darf man die Krallen- und Pfötchenpflege nicht außer Acht lassen! An dieser Stelle ist es auch wichtig die Farb- und Fellzucht anzusprechen, die leider auch bei kleinen Heimtieren oft zu gravierenden Erkrankungen und genetischen Abweichungen führt. Und die Qualzucht der Widderkaninchen, die häufig mit chronischen Otitiden zu kämpfen haben.

Der zweite Blickwinkel richtet sich auf die Frage, wie Haltung, Fütterung und Handling die Haut- und Fellgesundheit mitbestimmen. Dabei handelt es sich u.a. um Hygiene und Sandbäder, dazu auch um eingeschleppte „Mitbewohner“, Hautpilze oder Bissverletzungen, wenn zum Beispiel die Chemie unter den Partnertieren nicht stimmt.

Die dritte Perspektive ist die Behandlung von Kaninchen und Co: Viele Hautpräparate sind für Kleinsäuger nicht zugelassen und können manchmal ja, manchmal nein, eingesetzt werden. Auch Antibiotika sind nur bedingt einsetzbar. Kurzum, bei der Behandlung von Haut- und Fellproblemen verlangt die Artendiversität der vorgestellten Patienten ein differenziertes Wissen und daher besondere Vorsicht.

Der letzte Blickwinkel auf die Haut und das Fell der kleinen Heimtiere ist vielleicht kein typisch dermatologischer dennoch beim Handling von kleinen Heimtieren unverzichtbar. Er richtet sich auf die Haut und ihre Nervenzellen, auf ihr Wesen als Beutetier und auf die Frage, wie geeignet denn Kaninchen und Co für den Streichelzoo sind. Dr. Veerle van Geenhoven, PD Dr. phil. habil.

Gerade dieser psychologische Aspekt kommt bei unseren Patienten zunehmend häufiger auch zum Tragen und so sehr sich die klassische Medizin weiterentwickelt, so müssen sich auch wir Tierärztinnen und Tierärzte weiterentwickeln, wenn es darum geht die Psyche unserer meist vierbeinigen Patienten zu berücksichtigen. Die Zeiten, in denen Patienten „niedergeknebelt“ werden sollten eigentlich vorbei sein und der Fokus der modernen Tiermedizin und im speziellen der Tierdermatologie liegt auch in der sog. „Pet Friendly Clinic“. Stressarme Tierarztbesuche sind langfristig eine Win-Win-Win-Situation für Tier, Besitzer und Tierärztin/Tierarzt, das weiß Dr. Christine Arhant, Diplomate ECAWBM und Spezialistin für Verhaltensmedizin aus Kasten (Österreich) ganz genau:

Bei vielen Tieren löst ein Besuch in der Tierarztpraxis Furcht und Angst und daraus resultierend Stress aus, der häufig schon beim Anblick der Transportbox beginnt. Stress kann bei Tieren auch aggressives Verhalten auslösen, das eine potenzielle Gefahr für die beteiligten Personen darstellt und dazu führen kann, dass eine Untersuchung bzw. Behandlung nicht durchgeführt werden kann oder abgebrochen werden muss. Unzufriedenheit bei der Tierhalterin/beim Tierhalter kann letztlich dazu führen, dass die Praxis gewechselt oder im schlimmsten Fall die tierärztliche Betreuung des Tieres ganz unterlassen wird. Die Reduktion von Stress und das Ermöglichen von positiven Erfahrungen beim Besuch einer Tierarztpraxis hat daher höchste Priorität für alle Beteiligten! Nicht nur die körperliche Gesundheit, auch das emotionale Wohlbefinden der Patienten rückt immer mehr in den Fokus der tierärztlichen Praxis. Durch einen achtsamen Umgang und bei Bedarf mit der Unterstützung von Medikamenten können Sie viel tun, damit Hunde und Katzen den Tierarztbesuch positiv erleben.

Bereits am Weg in die Praxis können Maßnahmen gesetzt werden, die sowohl für das Tier als auch für die Tierärztin/den Tierarzt positive Effekte haben. Transporttraining kann bei Katzen stressbedingtes Verhalten während der Autofahrt reduzieren und führt außerdem zu verbessertem Handling in der Praxis: die Untersuchungsdauer verkürzte sich bei trainierten Katzen und die Untersuchung musste seltener abgebrochen werden. Im Warteraum bieten sich zahlreiche Möglichkeiten eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, ebenso im Behandlungsraum. Absolut essenziell ist der Umgang mit dem Tier: sogenanntes „Low-Stress-Handling“ reduziert die Belastung auf das unumgehbare Minimum und „Cooperative Care Training“ fördert die freiwillige Mitarbeit der tierischen Patienten und vermeidet die Anwendung von Zwangsmaßnahmen. Anhand der Körpersprache können der emotionale Zustand des Patienten beurteilt und geeignete Maßnahmen gesetzt werden. Das effizienteste Hilfsmittel im Umgang mit Hunden ist Futter. Und davon sollte man viel mehr verwenden, als man im Allgemeinen denkt. Für starke positive Emotionen reichen 3-4 Leckerli nicht aus. Der ganze Aufenthalt sollte für den Hund so schön wie möglich gestaltet werden. Wenn ein Hund aus Stress keine festen Leckerli mehr nimmt, geht oft noch Futter, das geleckt werden kann, wie homogenisiertes Nassfutter auf einer Leckmatte oder auf einem Holzspatel angeboten. Sogar mit Maulkorb kann Futter während einer Untersuchung durchgehend gegeben werden.

Das Ziel ist, dass sich das Verhalten des Tieres von Besuch zu Besuch verbessert. Dies kann durch achtsamen Umgang, das Herstellen von positiven Assoziationen mit dem Tierarztbesuch mittels Happy Visits oder Victory Visits und der Miteinbeziehung des Tierhalters/der Tierhalterin in das auf positiver Bestärkung basierende Training erreicht werden. Dr. Christine Arhant, Diplomate ECAWBM

Und nicht zu vergessen bleibt da noch eines der wichtigsten Themen für nahezu all unsere Patienten: Einige Hautpatienten kommen nicht alleine in die Praxis, sondern bringen so allerlei Untermieter mit. Manche sind altbekannt, manche eher selten und können trotzdem eklatante Hautprobleme auslösen. Wen könnte man dazu besser befragen als den beim DGVD-Kongress in Stuttgart ins Amt gerufenen neuen Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Veterinärdermatologie, seines Zeichens Tierparasitologe: Dr. Wieland Beck (Dipl EVPC)? Als Spezialist für bzw. gegen die kleinen unliebsamen Untermieter weiß er genau, worauf es zu achten gilt:

Zecken, Flöhe, Milben, Haarlinge und Läuse sind bei Hunden regelmäßig anzutreffen und können Tierbesitzer vor einige Probleme stellen. Eine Reihe von Hautparasiten stellen außerdem potenzielle Vektoren von Krankheitserregern dar. Für eine gezielte Ektoparasitenbekämpfung können verschiedene antiparasitäre Wirkstoffe verwendet werden. Diese Substanzen besitzen individuelle Eigenschaften, deren Kenntnis eine gezielte, nachhaltige und sichere Anwendung ermöglicht. Grundlage für Therapie von Hunden mit Ektoparasiten-Befall sind die ESCCAP-Guidelines. Welche Präparate zum Schutz vor Zecken, Flöhen und anderen Hautparasiten wie oft angewendet werden sollten, richtet sich nach den individuellen Lebensumständen und dem Infestationsrisiko des Hundes. Entscheidend ist, ob und wieviel freien Auslauf und Kontakt zu Artgenossen das Tier hat, ob bereits ein Floh- oder Zeckenbefall vorliegt oder ob es häufiger dazu kommt.

84 % der Tierbesitzer:innen ist es (sehr) wichtig, dass ihre Tierärzt:innen sie über die verschiedenen Wirkweisen und Eigenschaften von Antiparasitika beraten. Eine frühzeitige Aufklärung über die Wirkmechanismen (z.B. Differenzierung der verschiedenen Isoxazolin-haltigen Kautabletten) und das Vorgehen (z.B. Applikation von Spot ons), kann wesentlich zum Behandlungserfolg beitragen. Daneben gibt es Hinweise, dass Langzeitanwendungen von Antiparasitika möglicherweise die Entwicklung von Resistenzen fördern und die Umwelt zunehmend belasten. Solange nichts anderes bewiesen ist, kann davon ausgegangen werden, dass das Risiko einer Resistenzentwicklung davon abhängt, wie stark und oft eine Parasitenpopulation mit einer bestimmten antiparasitären Substanz exponiert wird. Daher ist es wichtig, die Wirksamkeit von Antiparasitika bei einer häufigen Anwendung innerhalb einer Population (z.B. Haushalt, Zwinger, Tierheim) sachgerecht zu planen, da in diesen Fällen bestehende Erreger möglicherweise einem verstärkten Selektionsdruck hinsichtlich einer Resistenzentwicklung unterliegen.

Im Jahre 2010 wurden Rahmen einer Fragebogenaktion Besitzer:innen von 670 Hunden in Bezug auf Zeckenbefall und -prophylaxe bei ihren Tieren befragt. Bei 469 Hunden (71 %) wurden Mittel zur Zecken-Bekämpfung appliziert, davon waren für 353 Tiere (53 %) verwendete Wirkstoffe nach AMG für den Hund zugelassen. Dies zeigt eindrucksvoll, dass alternative Behandlungen (mit Kokosöl, Schwarzkümmel, Bernsteinhalsbändern, Mittel aus dem Supermarkt oder der Drogerie, u.a.) offensichtlich immer noch eine hohe Popularität bei deutschen Hundebesitzern finden. Mit 93 % war damals die Anwendung von Spot on-Präparaten am beliebtesten, gefolgt von Halsbändern (5 %) und Sprays (1 %). Unter den 353 angewendeten für die Zeckenbekämpfung zugelassenen Substanzen kamen bevorzugt Permethrin-haltige (49,3 %) und Fipronil-haltige Präparate (38 %) zur Anwendung, gefolgt von Deltamethrin und anderen Kombinationen. Inzwischen wurde der Ektoparasitika-Markt für Hunde durch die Einführung der Substanzklasse der Isoxazoline revolutioniert, von denen die vier zugelassenen Wirkstoffe Afoxolaner, Fluralaner, Lotilaner und Sarolaner als Kautablette (Fluralaner auch als Spot on) angeboten werden. Einige davon wurden mittlerweile als Kombinationspräparate, z.B. Afoxolaner + Milbemycinoxim, Sarolaner + Moxidectin + Pyrantel, zugelassen, deren Applikation jedoch nur für Hunde erlaubt ist, bei denen eine Mischinfektion mit Endo- und Ektoparasiten vorliegt oder das Risiko einer solchen besteht. Kombinationspräparate sind nur dann indiziert, wenn eine gleichzeitige Isoxazolin-Derivate inhibieren Liganden (GABA, Glutamat), die für die Regulierung von Chloridkanälen in Arthropoden zuständig sind. Durch eine Blockade des Liganden-gesteuerten inhibitorischen Chlorid-Einstroms tritt eine unkontrollierte ZNS-Aktivität ein, die letztendlich zum Tod der Parasiten führt. Die Isoxazoline besitzen eine hohe Abtötungsgeschwindigkeit (SOK) für frisch geschlüpfte Flöhe (4-8 Stunden), bevor sie Eier legen können. Daher verhindern sie eine Umweltkontamination mit Flohentwicklungsstadien in Bereichen, zu denen der Hund Zugang hat. Eine Umgebungsbehandlung kann hier entfallen. Dies trifft jedoch nicht zu, wenn der Hund bereits vor der Applikation mit Flöhen infestiert war, da hiernach eine Kontamination der Umgebung mit Floheiern, Larven und Puppen nicht ausgeschlossen werden kann. In diesen Fällen empfiehlt sich neben der Bekämpfung der adulten Flöhe auf dem Tier immer auch eine „Entseuchung“ der Umgebung. Die Abtötungsgeschwindigkeiten (SOK) für Zecken sehen für die verschiedenen Isoxazoline unterschiedlich aus (8-12-24-48 Stunden). Exemplarisch seien hier die Borrelien genannt, die sich im Darm der Zecke befinden. Sie muss längere Zeit saugen, bevor der Erreger übertragen wird. Nach Angaben des RKI (https://rki.de) steigt das Infektionsrisiko nach einer Saugzeit von zumindest mehreren Stunden. Das amerikanische CDC (https://cdc.gov) gibt 36-48 Stunden oder mehr als Übertragungszeit für Borreliose an. Entfernt man die Zecke frühzeitig, ist das Übertragungsrisiko daher nur sehr gering. Die schnellstmögliche Entfernung bzw. Abtötung der Zecke ohne größere Manipulation ist daher von großer Bedeutung für die Prävention der Lyme-Borreliose. Bei Anwendung eines Antiparasitikums mit einer hohen Abtötungsgeschwindigkeit für Zecken sinkt die Wahrscheinlichkeit der Übertragung von Zecken-übertragenen Krankheiten. Ehrlichia canis stellt hierbei eine Ausnahme dar, weil die Übertragung von der Zecke in das Wirtstier bereits nach weniger als acht Stunden, also sehr schnell, erfolgt. Da Isoxazoline über die Blutmahlzeit der Ektoparasiten aufgenommen werden, kann eine Übertragung infektiöser parasitärer Krankheiten nicht 100%ig ausgeschlossen werden. Von verschiedenen Herstellern wurden Untersuchungen durchgeführt, um die Wirksamkeit zur Verhinderung von Vektor-übertragen Erregern, wie Borrelia burgdorferi, Anaplasma phagocytophilum, Babesia canis und Ehrlichia canis, zu ermitteln, wobei die Ergebnisse überraschend positiv ausfielen. Isoxazoline besitzen keinen Repellenteffekt. Dieser sogenannte „hot feet“-Effekt wäre aber durchaus erwünscht, wenn Hunde im Urlaub in Endemiegebieten vor möglichen Vektoren und den durch sie übertragenen Krankheiten geschützt werden sollen (z.B. in Ungarn am Plattensee: Dermacentor reticulatus [Babesiose], in Südfrankreich, Spanien oder in der italienischen Poebene: Stechmücken (Culex, Aedes und Anopheles spp.) [Dirofilariose] bzw. in mediterranen Ländern: Sandmücken (Phlebotomus perniciosus) [Leishmaniose]). Permethrin bietet eine repellierende (die Blutmahlzeit verhindernde) Wirkung gegen Zecken, Schmetterlings- und Stechmücken, wodurch die Parasiten keine Blutmahlzeit aufnehmen und so das Risiko der durch Parasiten übertragenen Krankheiten (Canine Vector-Borne Diseases), z.B. Borreliose, Rickettsiose, Ehrlichiose und Leishmaniose verringert wird. Es ist möglich, dass Zecken, die zum Zeitpunkt der Behandlung bereits am Hund vorhanden sind, nicht innerhalb von zwei Tagen nach Behandlung getötet werden, angeheftet und sichtbar bleiben. Aus diesem Grund kann bei ungünstigen Bedingungen trotz Repellenteffekt eine Übertragung von Infektionskrankheiten durch Hautparasiten nicht 100%ig ausgeschlossen werden.

Für die Bekämpfung von Ektoparasiten beim Hund stehen dem Kleintierpraktiker eine Reihe verschiedener Wirkstoffe und Wirkstoff-Kombinationen zur Verfügung. Es ist nicht nur wichtig, als Tierarzt selbst die Eigenschaften der Substanzen zu kennen und zu verstehen, sondern wesentliche Informationen auch dem Tierbesitzer zu vermitteln. Eine unkritische Abgabe von Antiparasitika durch den Tierarzt ist grundsätzlich abzulehnen. Die fachgerechte und gezielte Anwendung geeigneter antiparasitärer Wirkstoffe kann nachhaltig zum Behandlungserfolg beitragen. Dr. Wieland Beck, Diplomate EVPC

Und wem das noch nicht genug Tierdermatologiewissen ist: Drei Intensivseminare und ein Zytologie-Workshop sind ebenfalls angeboten. Besonders stolz sind die Tagungspräsidenten aber auf den zum ersten Mal in Stuttgart angesetzten „Precongress“, welcher gleich fünf spannende und für die Teilnehmer kostenfreie Industriesymposien umfasst. Und fehlen darf natürlich auch nicht die Resilienz, welche in der Tiermedizin ohnehin meist zu kurz kommt. Die DGVD lädt ein zum Gesellschaftsabend mit Live-Band im Amazonica-Restaurant in der berühmten Stuttgarter Wilhelma.

Dies ist nur ein Vorgeschmack auf das umfassende Programm des DGVD-Kongresses 2024, welcher vom 7.-9. Juni 2024 in der Schwabenlandhalle Fellbach in Stuttgart stattfinden wird. Dr. Teresa Böhm und Dr. Christoph Klinger freuen sich schon sehr auf Ihre Teilnahme an diesem faszinierenden, aufschlussreichen und vielfältigen Kongress. Weitere Informationen sind auf www.dgvd.org sowie Facebook und Instagram verfügbar.