EICKEMEYER 2.0 - Auf dem Sprung in gute Zeiten!

Tuttlingen gilt nicht wirklich als der Nabel der Welt, obwohl die Mittelstadt im südlichen Baden Württemberg als "Weltzentrum der Medizintechnik" gilt. Jede dritte Einwohner:in der 35.000-Seelen-Stadt ist in einer der rund 400 Medizintechnikfirmen beschäftigt. Gut 120 Mitarbeitende zählt das Familienunternehmen Eickemeyer, das sich in der vierten Generation auf die Veterinärmedizin konzentriert und auch nur Tierärzt:innen beliefert - und das mittlerweile weltweit. JUST4VETS hat die Brüder Alexander und Christoph Sprung, die beiden Geschäftsführer in deren Firmenzentrale besucht und interviewt.

Das Interview startet nicht, wie vermutet, mit einem geschichtlichen Abriss des Unternehmens, obwohl man den Geist von Großvater Walter Eickemeyer, der das Unternehmen 1961 gegründet hatte, und den Eltern des Brüderpaars, Gisela Sprung-Eickemeyer und Wolfgang Sprung deutlich spürt. Beim Rundgang durch die "Heiligen Hallen" treffen wir im Logistikzentrum auf Philipp Sprung, den Spross der vierten Generation, der nach seiner internen Ausbildung dafür sorgt, dass der weltweite Versand möglichst reibungslos und vor allem schnell funktioniert. "Die gemeinsame Führungsarbeit klappt ausgezeichnet, vor allem, weil die Aufgabengebiete ganz klar definiert sind", erklärt Alexander Sprung, der Mitte der 1990er Jahre nach seinem Studium im Familienunternehmen einstieg und seit 2007 als Geschäftsführer Verantwortung trägt. Christoph Sprung hatte im gleichen Jahr die britische Niederlassung des Unternehmens aufgebaut und ist vor fünf Jahren nach Tuttlingen zurückgekehrt, um sich voll uns ganz den Einkaufs- und Marketingthemen zu widmen.

Digitalisierung schreitet unaufhörlich voran!

Mit dem Ziel den Eickemeyer-Shop als zentrale Informationsplattform zu etablieren, hat man bei Eickemeyer in den letzten Monaten intern an der eigenen Internetpräsenz gearbeitet. "Wir haben unser System geändert, digitalisiert und ins neue Jahrhundert befördert", erklärt die Sprungbrüder, "dass unsere Kund:innen alle Informationen rund um die Produkte, Videotutorials, das komplette Fortbildungsangebot und natürlich die eigene Bestellhistorie auf einen Blick vorfinden!" Zufrieden sind die beiden nun mit dem Ergebnis, auch wenn die Umstellung teilweise recht steinig war. "An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal bei unseren Kund:innen für die Lieferverzögerungen entschuldigen, die durch die Umstellung auf das neue System entstanden sind", erklären die beiden Firmenchefs, die gemeinsam mit ihren Angestellten viele Extraschichten fahren mussten, um aufgestaute Bestellungen ausliefern lassen zu können. "Wir bedanken uns bei unseren treuen Kund:innen für deren Geduld! Wir haben nun wieder alles im Griff und freuen uns auf die Entwicklungen in den kommenden Jahrzehnten!"

Schwäbische Tugenden

"Fleiß, Bescheidenheit, Sparsamkeit, Beharrlichkeit und eine protestantische Arbeitsethik prägen die Region seit jeher". So beginnt ein Artikel der "Stuttgarter Nachrichten" über das "Weltzentrum der Medizintechnik", und sicherlich sind diese Werte den beiden Sprung-Brüdern nicht unbekannt. "Sicherlich bin ich einer der Dienstältesten in der Branche", sagt Alexander Sprung lachend und ergänzt, dass er bereits im zarten Alter von vier Jahren seinen Opa auf die Fachmessen begleitet hat, beim Aufbau der Stände geholfen und dann Kugelschreiber bei den anderen Ausstellenden gesammelt hat. Lächelnd erinnert sich Christoph Sprung daran, dass viele der international anerkannten Referent:innen, die nach Tuttlingen kamen, um Tierärzt:innen praxisnah fortzubilden, gemeinsam mit der Familie abends am Küchentisch saßen.

Eickemeyer Seminare: State-of-the-art Training für Tierärzt:innen und TFAs

"Bereits Mitte der 1980er Jahre haben unsere Eltern erkannt, dass praxisrelevante Fortbildung für Tierärzt:innen und TFAs ein absolutes Muss darstellt, um erfolgreich in der in der Tierarztpraxis bestehen zu können", erzählt Christoph Sprung. "Unsere Fortbildungen stehen bei unseren Kund:innen sehr hoch im Kurs", ergänzt Brunder Alexander, der davon ausgeht, dass im Jahr 2025, zum 40. Jubiläum der Eickemeyer Seminare, die 50.000ste Teilnehmer:in begrüßt werden kann. Jährlich werden ca. 250 Seminare organisiert, die online auf der Homepage des Unternehmens einsehbar und buchbar sind, sowie in den einmal im Quartal erscheinenden "plus"-Seminarmagazinen aufgeführt werden.

Die Veranstaltungen finden seit einigen Jahren nicht nur in Tuttlingen statt, sondern werden zudem an modern ausgestatteten Standorten in der Nähe von Frankfurt und im dänischen Vojens, sowie in Zukunft auch in Berlin und Stuttgart angeboten. Ebenso wächst das Angebot für Tierärztliche Fachangestellte Jahr für Jahr, vor allem, weil die Rolle der TFAs im Team in der Tierarztpraxis immer wichtiger und vor allem anspruchsvoller wird. "In der Coronazeit, in der unser Seminarbetrieb so gut wie lahmgelegt war, haben wir zudem Online-Seminare in Eickemeyer-Qualität produziert, die sehr gut angenommen wurden und auch weiter ausgebaut werden", ergänzt Alexander Sprung, für den gut ausgebildete Tierärzt:innen, die erfolgreich ihren Beruf ausüben können, natürlich auch gute Kund:innen sind.

Keine Atempause!

Im Oktober 2021 wurde in Tuttlingen das 60-jährige Firmenjubiläum und damit die visionäre Idee des Unternehmensgründers gefeiert, Medizintechnik auf die Bedürfnisse in der Tierarztpraxis auszurichten. Dabei stand und steht der Austausch mit den Tierärzt:innen im Fokus, denn nur so konnte in den letzten Jahrzehnten eine schier unermessliche Bandbreite an neuen Produkten entwickelt werden. Christoph Sprung erklärt stolz, dass das Tuttlinger Unternehmen mittlerweile über sieben Niederlassungen, u.a. in Kanada, Dänemark, Polen und UK sowie ein globales Händlernetz verfügt. "Das bedeutet auch, dass wir uns und unsere Produkte nicht nur auf den Kongressen in München, Berlin und Leipzig, sondern auch in London, Lodz, Bern und Birmingham präsentieren", ergänzt der Marketingchef.

Die Internationalisierung des Unternehmens stellt einen großen Anteil des Erfolges von Eickemeyer dar, wovon auch die Kund:innen in Deutschland profitieren. "Wir sind in der Lage, größere Mengen zu deutlich besseren Preisen einzukaufen und können unseren Tierärzt:innen unsere Produkte zu besseren Konditionen anzubieten," fassen Alexander und Christoph zusammen.

Praxissoftware - powered by Eickemeyer

Die stetige Entwicklung der Tiergesundheit wollen die Sprung-Brüder aktiv mitgestalten und bieten seit einigen Jahren eine Praxissoftware an, die bereits von über 300 zumeist kleinen und mittelgroßen Tierarztpraxen genutzt wird. Ziel war es, mit "FreeVet" Tierärzt:innen eine Praxissoftware anzubieten, mit der Kunden-, Patientendaten und Termine verwaltet, Abrechnungen nach GOT erstellt und Labordaten erfasst werden kann. "Das Gute ist, dass die Software in der Grundversion kostenlos ist und lediglich in Anspruch genommene Zustzleistungen in Rechnung gestellt werden", erklärt Alexander Sprung, der auch mit diesem Schritt das Ziel verfolgt, die Tierärzt:innen als Unternehmer:innen zu unterstützen.

"Erst vor einem Monat haben wir uns an einer weiteren Cloud-basierten Praxissoftware (www.debevet.de) beteiligt, mit der u.a. auch direkt mit der Tierkrankenversicherung SmartPaws abgerechnet werden kann", ergänzt der Firmenchef, der erwähnt, dass diese auch eine Schnittstelle beinhaltet, so dass Tierärzt:innen ganz unkompliziert ihren Kund:innen Videoberatungen anbieten können. Außerdem ist ein Zahlungsdienstleister angebunden, so dass den Tierbesitzer:innen Ratenzahlungen angeboten werden können. "Auch hier ist das Ziel, dass sich die Tierärzt:innen ihrer Kernkompetenz widmen können und die Administration mit übersichtlichem Aufwand getätigt werden kann", so Sprung.

Welthauptstadt der Medizintechnik

Tuttlingen und Eickemeyer sind zwei Begriffe, die unweigerlich in der Welt der Tiermedizin miteinander verbunden sind. Mit Mut, Fleiß und schwäbischem Erfindergeist werden sicherlich noch in vielen weiteren Generationen im Hause Eickemeyer die Tiermedizin mitgestalten und mitbestimmen. Damit Tierärzt:innen weltweit von den Qualitäten des Familienunternehmens erfahren, sorgen die Sprungs durch ihr weltweites Netz selbst. Man darf gespannt sein, was sich hier in den kommenden Jahrzehnten noch alles entwickelt.