Kryochirurgie mit dem CryoPen: „Damit umgehen wir OPs und Narkosen“

Dr. Alexander Dietl ist seit 2016 tierärztlicher Leiter der Tierarztpraxis Schulz in Neutraubling. Seit etwa einem Jahr arbeitet er mit dem CryoPen von H&O Equipments. Er ist begeistert von den großen Möglichkeiten mit dem kleinen Stift. Ein Interview über die Einsatzmöglichkeiten und Therapieerfolge mit Kryochirurgie.

Was sind die Hauptindikationen, die Sie mit dem CryoPen behandeln?

Das sind hauptsächlich kleine Hautanhängsel – Warzen oder andere Hautwucherungen. Es gibt viele alte Hunde, die zu solchen Wucherungen am ganzen Körper neigen. Wir haben den Stift aber auch schon bei Katzen und Meerschweinchen benutzt, wenn wir sie nicht in Narkose legen wollten. Wir sind da offen und probieren vieles einfach aus.

Wie haben Sie diese Indikationen vorher behandelt?

Oft gar nicht, weil man keine Narkose wollte. Oder man musste doch operieren oder mit Medikamenten arbeiten, z. B. einer Antibiose. Diese Geschwüre sind einfach Infektionsherde.

Welche Erfahrungen haben Sie mit dem CryoPen gemacht?

Bis zu einer Größe von ca. 1,5 cm haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht, auch bei ganz kleinen Geschichten, zum Beispiel am Lidrand. In solchen Fällen sedieren wir das Tier nur ein bisschen, brauchen aber keine Narkose. Etwas schwieriger wird es bei einer Größe ab 2 cm. Das kriegen wir mit dem Vereisen nicht ganz weg. Aber auch solche Umfangsvermehrungen konnten wir zumindest auf dem gleichen Level halten, teils sogar verkleinern oder die Herde schließen.

Wie erleben die Tiere die Behandlung?

Schmerz ist kein Thema. Da müssen Sie schon eine sehr empfindliche Stelle behandeln. Manche Tiere reagieren aber etwas ängstlich, wenn das Gas leicht zischend aus dem Stift kommt.

Mit dem CryoPen behandeln wir hauptsächlich kleine Hautanhängsel – Warzen oder andere Hautwucherungen."

Dr. Alexander Dietl, Neutraubling

Wie oft muss man die Stelle mit dem CryoPen behandeln?

Bei gestielten Hautveränderungen reicht meist eine Anwendung, ansonsten sind es zwei bis drei mit 10 bis 14 Tagen dazwischen. Die Besitzer sind da offen, wenn sie dafür eine Narkose umgehen.

Machen Sie Nachkontrollen?

Wir fordern die Besitzer auf, uns nach ein bis zwei Wochen Rückmeldung zu geben. Das ist für uns auch wichtig, um noch mehr über den CryoPen und die Möglichkeiten zu lernen.

Wie lange dauert die eigentliche Behandlung?

Wenn der Patient gut mitmacht, etwa zwei bis drei Minuten. Wir behandeln die Stelle von allen vier Seiten und gehen jeweils 10 bis 15 Sekunden mit dem Stift drauf. Das machen wir im laufenden Betrieb mit. Meist entdeckt man solche Hautveränderungen ja zufällig. Vereisen ist eine schnelle und elegante Lösung.

Wie empfinden Sie das Handling des Stifts?

Das Handling ist sehr gut, auch das Tauschen der Kartuschen ist selbsterklärend. Bei größeren Warzen kann ich etwa fünf bis sechs Anwendungen mit einer Kartusche machen, bei kleineren acht bis zehn. Inzwischen nutzen wir den Stift täglich.

Wie rechnen Sie die Behandlung ab?

In unserer Gebührenordnung gibt es dafür bis dato keinen Posten. Wir haben deswegen nach Aufwand und Gasverbrauch gestaffelt: Eine kleine Warze kostet 15 Euro, eine große 20 Euro. Die Konsultation kommt extra dazu. Bei mehreren Warzen gibt es auch eine Art „Mengenrabatt“. Diese Form der Abrechnung scheint für die Besitzer recht plausibel zu sein.

Wie bewerten Sie das System insgesamt wirtschaftlich?

Aus meiner Sicht rechnet sich das. Wir können jetzt viele Fälle behandeln, in denen wir früher nichts gemacht hätten oder in denen der Besitzer wegen der Narkose auf eine Behandlung verzichtet hätte. Die Bereitschaft, das einfach mal auszuprobieren, ist sehr hoch.