Fallbericht: Entfernung von chronischem Granulationsgewebe mittels Laser
Medizintechnische Laser eröffnen ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten. Ebenso vielseitig und komplex ist ihre technische Struktur. In der Veterinärmedizin erfreuen sich insbesondere Diodenlaser großer Beliebtheit. Sie bieten nicht nur eine Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten, sondern zeichnen sich auch durch ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis aus. Die Wirkung des Laserlichts beruht auf seinen einzigartigen physikalischen Eigenschaften: Eine Laserdiode erzeugt einen energiegeladenen, stark gebündelten Strahl mit einer definierten Wellenlänge. Diese Energie kann in unterschiedlicher Weise genutzt werden – von der Förderung der Wundheilung bis hin zu chirurgischen Eingriffen.
Im Bereich der Dentalmedizin sind folgende Vorteile hervorzuheben:
- Die ausgesprochen dünne Laserfaser ermöglicht den Einsatz auch in schwer zugänglichen Bereichen der Maulhöhle.
- Die photothermische Keimreduktion in der Parodontologie und Endodontologie.
- Die Förderung der Wundheilung durch den therapeutischen Einsatz.
- Die blutstillende Wirkung während chirurgischer Eingriffe, beispielsweise bei der Tumorresektion.
Im folgenden Fallbericht wurde der anovica Dentallaser mit einer Wellenlänge von 976 nm und einer Gesamtleistung von 8 Watt verwendet. Dieses Gerät eignet sich sowohl für chirurgische als auch therapeutische Anwendungen.
Fallbericht: Chronisches Granulationsgewebe bei einer Maine Coon Katze
Eine 6 Jahre alte weibliche, kastrierte
Maine Coon Katze wurde uns vor 1,5 Jahren erstmals mit einer Zubildung
unter der Zunge vorgestellt. Diese war der Besitzerin wenige Tage zuvor
erstmals aufgefallen. Die Wohnungskatze lebt in einem Haushalt mit einer
weiteren Katze und einem Hund. Die bisherige Krankengeschichte enthält
eine bekannte Allergie auf Hausstaub- und Futtermilben, welche sich
durch intermittierenden Juckreiz und Dermatitis äußern, andere
Vorerkrankungen sind nicht bekannt.
Eine präoperative Blutuntersuchung war ohne besonderen Befund. Die Allgemeinuntersuchung war unauffällig, auch waren alle peripheren Lymphknoten klein, weich und verschieblich, lediglich der rechte Mandibularlymphknoten erschien geringgradig vergrößert. Die Umfangsvermehrung ging von der Schleimhaut des rechten Zungengrundes aus und war etwa mandelkerngroß, derb, verschieblich und unpigmentiert (Abb. 1).
Es wurde eine Vollschichtbiopsie der Umfangsvermehrung und eine Feinnadelaspirationsbiopsie des rechten Mandibularlymphknotens unter Allgemeinanästhesie mit Inhalationsnarkose vorgenommen. Der Wundverschluss erfolgte durch Einzelhefte mit monifilen, resorbierbarem Nahtmaterial. Dentalröntgen und ein CB-CT des Kopfes zeigten an einigen Zähnen eine Parodontitis und Zahnresorption, die knöchernen Strukturen waren ansonsten unauffällig. Hinweise auf eine Ursache der Umfangsvermehrung ergaben sich nicht. Intraoperativ wurde ein Thoraxröntgen in drei Ebenen durchgeführt, welches ebenfalls unauffällig war. Postoprativ erhielt die Katze Meloxicam in gängiger Dosierung für 5 Tage. Bei der Kontrolle fiel eine Wundheilungsstörung des bioptierten Bereichs auf.
Der pathohistologische Befund ergab einen reaktiven rechten Mandibularlymphknoten, bei der Umfangsvermehrung handelte es sich um chronisches Granulationsgewebe, einen sog. Granulationspolypen (Caro luxurians). Diese Art von Veränderung kann beispielsweise durch eine chronisch mechanische Reizung, Traumata und Fremdkörper ausgelöst werden. Hinweise auf ein malignes Geschehen lagen in den Proben nicht vor.
Zwei Wochen später wurde die Umfangsvermehrung in einer zweiten OP, mittels Skalpells, in toto reseziert. Intra OP fiel eine zweite, ca. bohnengroße Umfangsvermehrung der Schleimhaut am Zungenboden weiter distal auf, welche ebenfalls in toto reseziert wurde (Abb. 2 & 3). Der Wundverschluss erfolgte wieder mit monifilen, resorbierbarem Nahtmaterial. Außerdem wurde eine Zahnsanierung mit mehreren Zahnextraktionen durchgeführt.
Chronisches Granulationsgewebe
Die pathohistologischen Untersuchung der beiden Umfangsvermehrung
ergab denselben Befund wie die erste Untersuchung: Chronisches
Granulationsgewebe. Bei der Wundkontrolle zwei Tage post OP zeigte die
Katze eine Wundheilungsstörung am Zungengrund. Da es im Bereich der
Extraktionswunde im linken Oberkiefer ebenfalls zu einer massiven
Wundheilungsstörung kam, wurde eine Reaktion auf das Fadenmaterial
vermutet. Die Wunden heilten sekundär vollständig ab, jedoch entwickelt
die Patientin innerhalb von wenigen Monaten erneut eine großflächige
Zubildung im Bereich des rechten Zungengrundes (Abb. 4).
In der Folge wurde daher ein dritter Eingriff mit dem Diodenlaser der Firma anovica unter Allgemeinanästhesie vorgenommen. Zur Entfernung der Umfangsvermehrung wurde mit der 400 micron Laserfaser gearbeitet und anschließend mit dem Biostimulationshandstück (Therapielaser) das Gewebe behandelt. Das entfernte Gewebe wurde erneut pathohistologisch untersucht, auch die dritte Untersuchung ergab chronisches Granulationsgewebe. Bei der Wundkontrolle eine Woche nach der Laserresektion war die Stelle fast nicht mehr zu erkennen und bei der Kontrolle jetzt nach 6 Monaten konnte keinerlei Rezidiv festgestellt werden.
Fazit
In diesem Fall einer Katze mit hochgradig reaktivem
Granulationsgewebe hat sich der medizinische Laser in mehreren Punkten
bewährt. Neben der blutungsfreien Entfernung der Weichteilmasse war keine Wundnaht nötig. Darüber ist die sehr schnelle Wundheilung hervorzuheben.
Das Team von anovica hat uns im Umgang mit dem Zahnlaser geschult und uns bei unserer allerersten Zahnlaseroperation unterstützt!"