Blutgruppe bei der Katze

Die Blutgruppe war lange Zeit ein viel zu wenig beachtetes Thema. Mittlerweile ist bekannt, dass die Bestimmung der Blutgruppe eine durchaus wichtige Rolle, in der Zucht genauso wie bei einer möglichen Bluttransfusion, spielt. Das wichtigste Blutgruppensystem der Katze ist das ABC-Blutgruppensystem, das die Blutgruppen A, B und C umfasst. Die Blutgruppe C entsteht nicht aus einer Verpaarung zwischen Katzen mit den Blutgruppen A und B, sondern wird eigenständig vererbt – weshalb sie auch als Blutgruppe C (früher AB) bezeichnet wird.

Das ABC-Blutgruppensystem der Katze

So wie wir es beim Menschen mit dem Rhesusfaktor kennen, haben Katzen Alloantikörper gegen die Blutgruppe, die ihnen fehlt. Insbesondere Katzen mit Blutgruppe B haben hohe Titer an natürlich vorkommenden Anti-A-Alloantikörpern.

  • Katzen mit der Blutgruppe A haben meist nur einen sehr schwachen Anti-B-Antikörper-Titer
  • Katzen mit der Blutgruppe B dagegen verfügen in hohem Maße über Anti-A-Antikörper
  • Katzen mit der Blutgruppe C bilden weder Anti-A-Antikörper noch Anti-B-Antikörper

Um zu verhindern, dass es zu einer Unverträglichkeitsreaktion bei einer Transfusion kommt oder Kitten eine sogenannte neonatale Isoerythrolyse erleiden, sollte im Vorfeld die genetische und serologische Blutgruppe der jeweiligen Katzen getestet werden.

Während grundsätzlich die Blutgruppe A am häufigsten vorkommt und die Blutgruppe C eher selten auftritt, zeigen viele Untersuchungen, dass die Häufigkeit der drei Blutgruppen je nach Rasse und Region variiert. Die Schätzungen schwanken je nach Region und Züchter:in stark, da Zuchtpläne die Häufigkeit der jeweiligen Blutgruppe beeinflussen. Interessanterweise ist die Blutgruppe C außer bei Ragdolls, Türkisch Angora und Hauskatzen in England, Israel und der Iberischen Halbinsel selten zu finden.

Die Verteilung der Blutgruppen ist von Katzenrasse zu Katzenrasse unterschiedlich. Die Blutgruppe A ist generell die dominierende Blutgruppe. Bei Europäisch Kurzhaar, Maine Coon und Ragdoll liegt der Prozentsatz der Tiere mit der Blutgruppe A je nach Land zwischen 74 % und 100 %. Die Blutgruppe B ist generell seltener vertreten, kann bei einigen Rassen aber durchaus häufig vorkommen. So sind 10 % der Maine Coon und Norwegischen Waldkatzen, 11-20 % der Abessinierkatzen, Somalikatzen, Birma, Perser, Scottish Fold und 20-45 % der Rassen Exotisch Kurzhaar, Britisch Kurzhaar, Cornish Rex und Devon Rex Träger der Blutgruppe B. Bei den Katzen der Rasse Türkisch Van wurde sogar bei 60 % die Blutgruppe B festgestellt.

In den letzten Jahren wurden bei LABOKLIN über 1600 Katzen in einer internen Studie auf die Blutgruppe getestet. Wie in Tabelle 1 zu erkennen ist, wurde bei den meisten Katzen die Blutgruppe A festgestellt.

Serologische und genetische Blutgruppenbestimmung

Bei der Blutgruppenbestimmung unterscheidet man zwei Testverfahren; die serologische und genetische Blutgruppenbestimmung.

Serologische Blutgruppenbestimmung

Durch die serologische Blutgruppenbestimmung erhalten die Tierärzt:innen die Information, ob die behandelte Katze die Blutgruppe A, B oder C aufweist. Es wird sozusagen die phänotypische Blutgruppe ermittelt. Bei einer serologischen Bestimmung kann jedoch nicht ermittelt werden, ob die Katze eventuell die rezessive Anlage b versteckt in sich trägt.

Katzen mit der Blutgruppe A sollten nur Blut der Blutgruppe A und Katzen mit der Blutgruppe B nur Blut der Blutgruppe B erhalten. Bei einer Transfusion von Blut der falschen Blutgruppe kann es zu einer akuten hämolytischen Transfusionsreaktion kommen, die tödlich enden kann. Erste Symptome hierfür sind Atemnot, Erbrechen und Ruhelosigkeit. Deshalb ist es unerlässlich, vor der ersten Transfusion bei Katzen sowohl beim Empfänger als auch beim Spender die Blutgruppe nach dem ABC-Blutgruppensystem zu bestimmen. Falls dies nicht möglich ist, sollte eine Kreuzprobe durchgeführt werden. Zum Nachweis der serologischen Blutgruppenbestimmung ist eine EDTA-Blutprobe (0,5 – 1ml) erforderlich. Nach Probeneingang erfolgt die serologische Blutgruppenbestimmung bei LABOKLIN am Tag des Probeneingangs. Auch Schnelltests für die Praxis können bei LABOKLIN erworben werden.

Genetische Blutgruppenbestimmung

Neben der Testung auf die serologische Blutgruppe lassen Katzenzüchter:innen häufig auch noch die genetische Blutgruppe bei ihrer Katze bestimmen. Denn hinter der Blutgruppe A kann sich genetisch nicht nur ein reinerbiges A/A (N/N), sondern z.B. auch ein mischerbiges A/b (N/b) Trägertier verbergen. So können bei der Verpaarung von zwei Katzen mit der serologischen Blutgruppe A, die beide das Allel b versteckt in sich tragen (Genotyp A/b (N/b)), Kitten fallen, die die Blutgruppe B (Genotyp b/b) aufweisen. Falls mit den Kitten weiter gezüchtet werden soll, muss dann ein entsprechender Paarungspartner gefunden werden, um bei dem Wurf Unverträglichkeitsreaktionen auszuschließen.

Bei einer Transfusion ist eine Blutgruppenbestimmung bei Spender- und Empfängertieren unabdingbar, um eine mögliche Transfusionsreaktion zu vermeiden. Nur A-B-kompatible Transfusionen sind als sicher anzusehen. Katzen mit Blutgruppe C sollten Erythrozytenkonzentrate der Blutgruppe A nach erfolgter Kreuzprobe erhalten, wenn Blut der Blutgruppe C nicht verfügbar ist.

Jana Rösner, Laboklin

Die Vererbung von Blutgruppen erfolgt in einem einfachen autosomal rezessiven Erbgang. Jedes Gen liegt bei Säugetieren doppelt vor, wobei eine Ausführung von der Mutter und die andere vom Vater stammt. Diese Gene können sich in kleinen Abweichungen, auch Varianten genannt, voneinander unterscheiden. Das Gen für die Bestimmung der Blutgruppe bei Katzen kann in drei verschiedenen Varianten, sog. Allelen auftreten: A, ac (C) oder b. Dabei ist das Allel A dominant gegenüber den anderen Allelen. Das Allel C ist dominant gegenüber dem Allel b. Katzen mit der Blutgruppe A weisen den Genotyp A/A, A/ac oder A/b auf, während nur homozygote Katzen mit dem Genotyp b/b das Blutgruppenantigen B auf ihren Erythrozyten ausbilden. Katzen mit dem Genotyp ac/ac oder ac/b haben die Blutgruppe C.

Die genetische Bestimmung der Blutgruppe bei der Katze erlaubt im Vorfeld von Verpaarungen die genetische Differenzierung der serologisch bestimmten Blutgruppe. So ist es möglich, das rezessive Allel b in z.B. A-Katzen zu identifizieren. In Tabelle 2 erhält men einen guten Überblick über die genetische Vererbung der Blutgruppen.

Auf den Befunden von LABOKLIN finden Sie die Nomenklatur N. Dies ist gleichzusetzen mit A, außer wenn seltene unbekannte Varianten vorkommen. Beim Genotyp A/A kann mit größter Wahrscheinlichkeit auf die serologische Blutgruppe A geschlossen werden; theoretisch können weitere unbekannte Allele einen Einfluss auf die Blutgruppe haben.

Neonatale Isoerythrolyse

Eine weitere, gerade für Katzenzüchter:innen wichtige Unverträglichkeitsreaktion in Bezug auf die genetische Blutgruppe bei der Katze, ist die neonatale Isoerythrolyse (NI). Darunter wird die Auflösung der roten Blutkörperchen verstanden. In Rassekatzen-Zuchten kann die neonatale Isoerythrolyse bei erst- und mehrgebärenden Katzen mit der Blutgruppe B auftreten, wenn sie mit Katern verpaart werden, die die Blutgruppe A oder C haben. Von der NI betroffen sind nur neugeborene Katzen mit den Blutgruppen A oder C, deren Mutter Blutgruppe B aufweist. Diese Kitten werden gesund geboren, da die feline Plazenta den Übertritt von Alloantikörpern verhindert.

Die Katzenwelpen mit der Blutgruppe A und C nehmen mit dem Kolostrum die Antikörper der Mutter auf. Dies findet nur in den ersten 12 – 16 Stunden nach der Geburt statt. Danach produziert der Magen der Neugeborenen Säure, die Proteine zersetzen und die Verbindung zwischen den Enterozyten des Darms schließen sich, so dass jeder weitere Übergang von Immunglobulinen oder anderen intakten Proteinen nach dem 1. Lebenstag unterbunden wird.

Nach Aufnahme des Kolostrums können diese Kitten innerhalb von wenigen Stunden eine neonatale Isoerythrolyse entwickeln. Diese zeigt sich in Form von plötzlichen Todesfällen, ohne dass klinische Anzeichen vorab zu erkennen sind. Auch schwere Pigmenturie aufgrund massiver Hämoglobinurie sind Anzeichen von betroffenen Kitten. Diese versterben in der 1. Lebenswoche. In Einzelfällen ist die Darmschranke bereits zum Zeitpunkt der Geburt geschlossen, sodass die Aufnahme der Immunglobuline durch den Katzenwelpen verhindert wird. Daher kann es vorkommen, dass einige theoretisch gefährdete Kitten keine neonatale Isoerythrolyse entwickeln. Somit erkranken nicht alle Katzenwelpen mit den Blutgruppen A und C, deren Mutter B hat, an der NI.

Gut zu wissen: Kitten der Blutgruppe B, deren Mütter Blutgruppe A haben, entwickeln keine klinischen Symptome einer NI. Dies ist durch den niedrigen Anti-B-Antikörper Titer bei Kätzinnen mit Blutgruppe A bedingt.

In der Regel lassen sich neugeborene Kitten mit diesen klinischen Symptomen nicht erfolgreich behandeln. Die neonatale Isoerythrolyse kann allerdings verhindert werden, indem die Blutgruppen angehender Zuchtkatzen vorab bestimmt und Verpaarungen zwischen den Kätzinnen mit Blutgruppe B und Katern mit den Blutgruppen A oder C vermieden werden. Findet allerdings solch eine Verpaarung statt, sollten die Katzenwelpen mit den Blutgruppen A oder C in den ersten 16-24 Stunden nach der Geburt konsequent von ihrer Mutter mit Blutgruppe B getrennt werden, um Antikörperaufnahme vor Schluss der Darmschranke zu verhindern. Daraufhin muss eine konsequente Zufütterung mit einem geeigneten Präparat erfolgen oder das Kitten muss ab dem 1. Lebenstag von einer laktierenden Kätzin mit Blutgruppe A gesäugt werden.

Transfusionsreaktion

Passen die Blutgruppen von Spender- und Empfängertier aufgrund der unterschiedlichen Blutgruppen nicht zusammen, kann es bei der Empfängerkatze zu einer lebensbedrohlichen akuten hämolytischen Transfusionsreaktion kommen. Katzen, welches inkompatibles Blut erhalten, entwickeln keinen oder nur einen unzureichenden Anstieg des Hämatokrits und es kommt zu Hämoglobinanämie, Hämoglobinurie und Ikterus. Dies führt häufig zum Tod. Klinisch zeigen Katzen nach inkompatibler Bluttransfusion keine Verbesserung, sondern werden anstelle dessen bradykard, hypotensiv und lethargischer. Es können bereits 2 ml an inkompatiblem Blut ausreichen, um eine fatale akute hämolytische Transfusionsreaktion hervorzurufen.

Aufgrund der Häufigkeit der Blutgruppen erscheint es allerdings unwahrscheinlich, dass eine Katze mit einer seltenen Blutgruppe B als Spender für eine Transfusion einem Empfänger mit der Blutgruppe A herangezogen wird. Jedoch ist es zwingend notwendig, vor der ersten Bluttransfusion beim Empfänger, ebenso wie beim Spender eine Blutgruppenbestimmung nach dem ABC-Blutgruppensystem zu bestimmen. Falls dies nicht möglich ist, sollte zumindest eine Kreuzprobe veranlasst werden.

Aktuelle Methoden zur Blutgruppenbestimmung

Eine Durchführung der Blutgruppenbestimmung bei der Katze kann heutzutage in Kliniken oder/und in einem veterinärmedizinischen Diagnostiklabor durchgeführt werden.

Die phänotypische Blutgruppenbestimmung weist die A- und/oder B-Antigene auf der Erythrozytenmembran mit immunologischen Methoden nach. Die Durchführung erfolgt mithilfe von Schnelltests in der Klinik oder in einem veterinärmedizinischen Labor.

Die Genotypisierung basiert auf der Identifikation von spezifischen Mutationen des CMAH-Gens mithilfe der Polymerase-Kettenreaktion (PCR), die nur von einigen wenigen spezialisierten veterinärmedizinischen Laboren, wie LABOKLIN, durchgeführt werden.

Bei Spender- und Empfängertieren reicht eine immunologische Blutgruppenbestimmung in der Praxis aus. Für die Zucht wird die Genotypisierung in Kombination mit der immunologischen Blutgruppenbestimmung bevorzugt, da hier die Allele b und ac nachgewiesen werden können, die für die Zucht relevant sind.

Für die genetischen Untersuchungen eignen sich in der Praxis EDTA-Blut (1 ml) oder Backenabstriche. Blut wird nicht zwingend als Probenmaterial benötigt, was ein Vorteil für Katzenzüchter ist, die ihre Katzen und Kitten direkt nach der Geburt testen lassen möchten. Die getrockneten Backenabstriche können direkt an LABOKLIN gesendet werden. Die Probenlaufzeit beträgt nach Probenankunft ca. 3-5 Werktage. Weitere Informationen zum Versand und für weitere genetische Untersuchungen finden Sie auch auf unserer Webseite unter www.labogen.com

Fazit

Bei einer Transfusion ist eine Blutgruppenbestimmung bei Spender- und Empfängertieren unabdingbar, um eine mögliche Transfusionsreaktion zu vermeiden. Nur A-B-kompatible Transfusionen sind als sicher anzusehen. Katzen mit Blutgruppe C sollten Erythrozytenkonzentrate der Blutgruppe A nach erfolgter Kreuzprobe erhalten, wenn Blut der Blutgruppe C nicht verfügbar ist. Die Blutgruppe von Zuchtkatzen sollte ebenfalls bestimmt werden, um die Verpaarung einer Kätzin mit Blutgruppe B mit einem Kater der Blutgruppe A oder C und somit das Auftreten der neonatalen Isoerythrolyse zu verhindern. Um die Blutgruppen von Nachkommen vorherzusagen, wird eine Genotypisierung empfohlen.

Literaturverzeichnis

Alexandra Kehl, Laura Truchet, Ines Langbein-Detsch, Elisabeth Müller, Urs Giger (2019): Neuigkeiten zur praktischen ABC-Blutgruppen-Bestimmung bei Katzen. Vermeidung akuter hämolytischer Transfusionsreaktion und der naonatalen Isoerythrolyse. Tierärztliche Praxis Ausgabe K: Kleintiere/Heimtiere, Jg. 2019: 47(06): 425-438.