Die Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS) zur Schmerztherapie

In der Physikalischen Medizin werden bei orthopädischen und neurologischen Erkrankungen häufig Ströme zur Schmerztherapie eingesetzt. Es handelt sich dabei um ein physikalisches Verfahren, bei dem im Allgemeinen niederfrequente Impuls- und Wechselströme verwendet werden. TENS gehört dabei zu den sogenannten Niederfrequenz-Therapien, bei denen mit 1-1.000 Hz gearbeitet wird. Die schmerzhemmende Wirkung der Elektrotherapie ist hauptsächlich auf die Gate-Control-Theorie und die Freisetzung endogener Endorphine zurückzuführen. Erstere beschreibt einen Mechanismus, bei dem durch die Einwirkung des Stroms körpereigene schmerzhemmende neurale Systeme aktiviert werden.

Als Indikationen werden üblicherweise die konservative und postoperative Behandlung einer Vielzahl orthopädischer und neurologischer Probleme angegeben, stellvertretend seien genannt: Osteoarthrose und Spondylarthrosen, Cauda-equina-Syndrom und Bandscheibenvorfälle sowie postoperative Schmerzen nach orthopädischen und neurologischen Operationen. Als Kontraindikationen gelten dabei jedenfalls kausal zu behebende Schmerzen, akute Entzündungen im Behandlungsbereich, aber auch Tumore und Infektionen.

Prinzipiell werden zwei verschiedene TENS-Verfahren unterschieden:

- High-Frequency-Low-Intensity-TENS, die bei akuten Schmerzen Verwendung findet (Frequenz 50-150 Hz, 2-50 µsec Pulsdauer, relativ niedrige Intensität, keine Auslösung von Muskelkontraktionen) und

- High-Intensity-Low-Frequency-TENS (Frequenz 1-10 Hz, 100-400 µsec Pulsdauer, relative hohe Intensität, sichtbare Muskelkontraktionen), die bei chronischen Schmerzen zum Einsatz kommt.

- Beim Erwerb eines TENS-Gerätes ist es wichtig darauf zu achten, dass diese Parameter gewählt werden können (Abb. 2).

    Die Behandlungsparameter hängen vom Stadium der Erkrankung ab:

    Bei akuten Erkrankungen verwendet man eine geringe Intensität, eine kurze Behandlungszeit und ein kurzes Behandlungsintervall (zum Beispiel: 1-2 Behandlungen täglich mit je 15 Minuten Dauer über 1-2 Wochen), Bei chronischen hingegen eine hohe Intensität, längere Behandlungszeit, und ein längeres Behandlungsintervall (zum Beispiel: 2-3 Behandlungen pro Woche mit je 30 Minuten Dauer über sechs Wochen).

    TENS stellt eine gute schmerztherapeutische Möglichkeit dar. Die, vor allem anfängliche, Kombination mit einer medikamentösen Therapie ist jedoch oft empfehlenswert. Bei der Behandlung sollte immer bedacht werden, dass auch weitere Maßnahmen, zum Beispiel zur Verbesserung der Gelenksfunktion und Kräftigung der Muskulatur ergriffen werden sollten."

    Priv. Doz. Dr. Barbara Bockstahler, Vetmeduni Wien

    Die Therapie sollte immer in ruhiger Umgebung stattfinden und der Patient sollte bequem, meist in Seitenlage, auf einer weichen Unterlage gelagert werden.

    Den Kontakt mit der Haut stellen Elektroden her, hierbei sind für die Humanmedizin eine Vielzahl verschiedener Elektrodentypen im Handel erhältlich, diese sind beim Tier jedoch problematisch einzusetzen, da das Fell geschoren werden sollte, um eine verlässliche Weiterleitung des Stroms in das Behandlungsgebiet zu gewährleisten. Eine valide Alternative stellen Bürstenelektroden dar, hier wird der Hautkontakt mittels einer Vielzahl kleiner Stifte, die durch das Fell auf die Haut aufgesetzt werden, hergestellt (Abb. 2).

    Bei Verwendung von Bürstenelektroden ist ein Scheren der Haare nicht notwendig. Die Haut sollte vor der Behandlung mit Alkohol gereinigt werden und das Behandlungsgebiet muss gut mit Wasser oder Alkohol befeuchten werden. Hierfür werden die Haare gescheitelt und die Haut befeuchtet. Anschließend werden die Bürstenelektroden gegen den Haarstrich in das Fell „eingebürstet“. Die Fixierung der Elektroden erfolgt beispielsweise mittels Klettband.

    Um den gewünschten therapeutischen Effekt zu erzielen, ist eine exakte Applikation der Elektroden notwendig, wobei diese sowohl lokal über dem am meisten schmerzhaften Gebiet (z. B. medial und lateral des Kniegelenks, Abb. 3) als auch segmental links und rechts neben der Wirbelsäule im Bereich der Austrittsstellen der das zu behandelnde Gebiet versorgenden Nerven (Abb. 4), angelegt werden können. Auch Katzen können oftmals gut mittels TENS behandelt werden (Abbildung 5).

    Einige der erhältlichen Geräte eignen sich gut für die Heimbehandlung. Es muss allerdings immer auf eine gute Einweisung des Besitzers geachtet werden, um eine Schädigung des Tieres zu vermeiden!

    FAZIT

    TENS stellt eine gute schmerztherapeutische Möglichkeit dar. Die, vor allem anfängliche, Kombination mit einer medikamentösen Therapie ist jedoch oft empfehlenswert. Bei der Behandlung sollte immer bedacht werden, dass auch weitere Maßnahmen, zum Beispiel zur Verbesserung der Gelenksfunktion und Kräftigung der Muskulatur ergriffen werden sollten.

    Alle Abbildungen aus: Bockstahler et al. Physikalische Medizin, Rehabilitation und Sportmedizin auf den Punkt gebracht, VBS VetVerlag, Buchhandel und Seminar GmbH; Auflage: 1 (1. April 2019)