Ernährung rund um die Geburt und Trächtigkeit - was es zu beachten gilt!

Christina Lichtenauer, Ahlen, Lena Bennmann & Britta Kiefer-Hecker, Hamburg

In der Humanmedizin ist seit längerem bekannt, dass die Lebensumstände der Mutter während der Schwangerschaft die spätere Entwicklung des Kindes und die Entstehung möglicher (Stoffwechsel-) Erkrankungen nachhaltig beeinflussen können, Stichwort: Epigenetik! Auch in der Veterinärmedizin gibt es immer mehr Studien, die beispielsweise nachweisen, dass die körperliche Konstitution des Muttertieres nicht nur für einen komplikationsfreien Geburtsverlauf wichtig, sondern auch für die Fertilität der Nachkommen entscheidend ist. Unter der Geburt kann eine Verfettung des Vaginalkanals und des Myometriums dafür sorgen, dass eine entweder keine effizienten Wehen entstehen oder der Geburtskanal bei eigentlich physiologischer Welpengröße verlegt ist.

Auch auf die Welpengesundheit hat die Zusammensetzung des Futters eine große Auswirkung. Ähnlich, wie eine gute Immunisierung über Impfungen der Gehalt an wichtigen Immunglobulinen im Kolostrum bestimmt, beeinflussen verschiedene Mikrobiome des Muttertieres die Zusammensetzung des Mekoniums von Welpen. Die Supplementierung der Mutterhündin mit bestimmten Probiotika kann die Inzidenz von Durchfallerkrankungen im Wurf signifikant verringern. Doch was muss im Vorfeld alles beachtet werden? Zusammen haben wir versucht, einen Überblick zu schaffen, auf welche Aspekte der Ernährung die Züchter:innen neben den bekannten üblichen Voraussetzungen Wert legen sollten.

Wie lange im Vorfeld sollte eine Gewichtsabnahme geplant werden, wieviel darf eine Hündin in der Trächtigkeit zunehmen?

Schon bei der Paarung sollte die Hündin ein Idealgewicht aufzeigen, da sowohl Unter- als auch Übergewicht Auswirkungen auf die Trächtigkeit und Laktation haben können. Sollte die Hündin übergewichtig sein, ist eine Gewichtsabnahme anzuraten. Hier strebt man eine Abnahme von 1 % des Körpergewichts pro Woche an. Je nachdem, welches Gewicht die Hündin hat, kann sich dieser Prozess über viele Wochen hinziehen. Es sollte also entsprechend in die Planung des Wurfs aufgenommen werden, dass unter Umständen vorher einige Monate strikt Diät gehalten werden muss, um das Idealgewicht zu erreichen.

Die Hündin nimmt ab dem letzten Drittel der Trächtigkeit an Gewicht zu, da ab dem 40. Trächtigkeitstag das Wachstum der Föten exponentiell zunimmt. Vorher sollte sie ihr Idealgewicht halten.

Es ist dann eine Zunahme von 15-25 % des Gewichts vor der Paarung zu erwarten, nach der Geburt sollte es lediglich ca. 5-10 % mehr als vor der Paarung betragen. Hündinnen müssen keine deutlichen Körperfettreserven als Energiequelle zur nachfolgenden Laktation aufweisen, da sie ihre Nahrungsaufnahme während der Laktation in der Regel ausreichend erhöhen können (siehe Skizze), vorausgesetzt es wird ihr ein geeignetes Futter angeboten: hochverdaulich, hohe energiedichte (mindestens 1,7 MJ ME/100g Trockensubstanz des Futters), bedarfsdeckend und ausgewogen (auch ausreichend Kohlenhydrate zur Milchzuckersynthese) und schmackhaft.

Sollten höhere Mengen an Calcium in der Trächtigkeit gefüttert werden, oder lieber nicht? Eine falsche Supplementierung kann zur Entstehung einer Eklampsie beitragen, in der Laktation geht der Bedarf jedoch hoch. Welche Zusammensetzung sollte daher das Futter in der Trächtigkeit, welche in der Laktation aufweisen?

Auch wenn der Calciumbedarf schon im letzten Drittel der Trächtigkeit aufgrund der rapiden Skelettentwicklung der Föten ansteigt, so ist er doch während der Laktation, in Abhängigkeit zur Welpenanzahl, mit 2-5-fachem Bedarf besonders hoch. Entsprechend höher ist jedoch auch der Energiebedarf (siehe Skizze) und damit auch die Futteraufnahme (in der Regel ad libitum). Da ein Futterwechsel zum Zeitpunkt der Geburt keine gute Idee ist, empfiehlt es sich, im letzten Drittel der Trächtigkeit die mehrtägige, schrittweise Futterumstellung auf ein Futter, das auch während der Laktation geeignet ist zu starten. In der Regel sind die Alleinfuttermittel für die Welpen auch für das gravide und laktierende Muttertier geeignet. Nicht jedoch Welpenfutter, das für großwüchsige Rassen konzipiert wurde, da dieses u.a. im Energiegehalt in Relation geringer ist, um das Risiko eines übermäßigen Wachstums mit Skelettentwicklungsschäden bei Welpen großer Rassen zu minimieren. Ein zu geringes Calciumangebot während der Laktation kann zu Eklampsie führen. Eventuell besteht auch ein Zusammenhang mit einem relativ zu hohen Calciumangebot während der Trächtigkeit. Die Eklampsie ist eine potenziell lebensbedrohliche Stoffwechselstörung der Hündin mit massivem Calciummangel im Blut, die besonders in der Spitzenzeit der Laktation bei kleinen Rassen mit großen Würfen vorkommt. Vorbeugend sollte man die Hündin ab dem letzten Drittel der Trächtigkeit mit einem Futter versorgen, dass einen höheren, jedoch nicht exzessiven Calciumgehalt in einem relativ engen Verhältnis zum Phosphorgehalt aufweist (Ca: P circa im Verhältnis von 1:1 – 1: 3), da es im Stoffwechsel eine enge gegenseitige Wechselwirkung zwischen Ca und P gibt.

Wie wichtig ist Supplementierung von Folsäure bzw. wie ist die aktuelle Studienlage dazu?

Folsäure muss aus der gebundenen Form, in der sie in den meisten Futtermitteln vorliegt, durch Folatdekonjugase freigesetzt werden. Dann wird sie im oberen Teil des Dünndarms absorbiert. Die Folsäureversorgung in der Entwicklungsphase ist bedeutend. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass die Inzidenz von Lippen-Gaumen-Spalten bei Supplementierung von Folsäure gesenkt werden konnte (Domosławska et al., 2013). Das Mikrobiom synthetisiert bei ausgewachsenen gesunden Hunden einen ausreichenden Teil der benötigten Folsäure, sodass nur ein geringer Supplementierungsbedarf aus der Nahrung besteht. Jedoch haben wachsende Hunde aufgrund ihres höheren Stoffwechselumsatzes einen höheren Bedarf und das Mikrobiom betreibt noch keine ausreichende Synthese. Die Versorgung damit über die Muttermilch ist ungenügend. Man geht davon aus, dass bei Hunden, ähnlich wie bei Katzen, größere Mengen an Folsäure an die Welpen übertragen werden. Diese dienen als Reserve. Daher sollten gravide Hündinnen ausreichend Folsäure zu sich nehmen, ebenso wie Hunde im Wachstum

Das Mikrobiom der Mutter beeinflusst die Zusammensetzung des Mekoniums des Welpen. Was brauche ich für ein gesundes Mikrobiom der Mutter?

Die Besiedlung des Mikrobioms des Neugeborenen erscheint als wichtiger Faktor für die Gewichtszunahme der Welpen in den ersten Lebenstagen. Sie steht nicht nur mit der Art der Geburt (vaginal oder Kaiserschnitt), sondern auch mit dem Plazenta-Mikrobiom (und teilweise oralen Mikrobiom) der Hündin in Zusammenhang und beginnt wahrscheinlich schon intrauterin. Somit ist es sinnvoll, das Mikrobiom des Muttertieres frühzeitig zu unterstützen. Der Darminhalt und somit die Ernährung mit Fokus auf Präbiotika (allgemein als Ballaststoffe bezeichnet) bestimmen das Substrat für das mikrobielle Wachstum im Verdauungstrakt. Präbiotikaquellen gibt es viele: Rübenschnitzel, Leinsamen, Fruchtfasern, Reisfasern, Fructooligosaccharide, Inulin, Hafer, Gerste, etc. Ihre Wirkung ist unterschiedlich. Die Aufnahme einer erprobten Präbiotikamischung mit der Nahrung ist die praktischste und sicherste Strategie zur positiven Beeinflussung des Darmmikrobioms.

Literatur bei den Verfasserinnen