Durchfall beim Hund – immer gleich eine Zoonose?

Gastroenteritis, also meist Durchfall, betrifft unsere Hunde genauso wie uns Menschen. 


Eine der häufigsten Erkrankungen, die wir bei unseren Hunden beobachten sind Durchfallerkrankungen. Oft verschwindet der Durchfall schon nach wenigen Tagen. Hält dieser aber über einen längeren Zeitraum (etwa 14 Tage) an, spricht man von anhaltender und schließlich nach vier Wochen von chronischer Diarrhö. Die häufigste Ursache für chronische Diarrhö ist in etwa der Hälfte aller Fälle eine falsche Ernährung. Aber da es in diesem Beitrag um Infektionskrankheiten gehen soll, sei an dieser Stelle einfach auf die vielen Beratungsangebote zum Thema Hundeernährung verwiesen.

Doch was ist mit den übrigen Ursachen und was bedeuten diese für mich als Hundebesitzer?

Am zweithäufigsten sind Infektionen der Auslöser für eine chronische Diarrhö, gefolgt von allen anderen Ursachen. Zu den infektiösen Erregern, die bei Hunden Durchfall erregen können gehören eine Vielzahl von Würmern, Endoparasiten, Bakterien, Pilzen, Viren und sogar Algen. Generell sind besonders die viralen Erreger sehr spezifisch für Hunde und können nur unter sehr besonderen Umständen auch ein Infektionsrisiko für den Hundebesitzer darstellen und sind also nicht als zoonotisch zu betrachten. Bei den übrigen Erregern sieht dies dann schon anders aus. Viele Bakterien, Würmer und Endoparasiten können zu Zoonosen führen. Hierzu gehören beispielsweise Giardien, Kryptosporidien, Hakenwürmer und Salmonellen. Und da die Viren bei den infektiösen Erregern für Durchfall eine untergeordnete Rolle spielen, könnte man nun zu dem Schluss gelangen, dass in der Tat in den meisten (Durch-) Fällen auch ein Risiko für den Hundebesitzer besteht.

Tierarztbesuch: Ursachen für chronischen Durchfall sind immer behandlungsbedürftig!

Da aber, wie in den ersten Absätzen erwähnt, eine Durchfallerkrankung bei unserem Vierbeiner sehr unterschiedliche Ursachen haben kann, ist unbedingt durch einen Tierarzt abzuklären, woher genau diese nun stammt. Schließlich sind die Ursachen für chronischen Durchfall immer behandlungsbedürftig – unabhängig davon, ob sie nun infektiös sind oder auf die Ernährung zurückzuführen sind. Auf keinen Fall sollte aus Angst vor einer Ansteckung dem eigenen Tier die Hilfe verweigert werden, die es während einer solchen Erkrankung benötigt. Gerade bei Durchfall kann man sich und andere durch äußerst einfache Maßnahmen nämlich effektiv schützen.

Durch eine gründliche Handwäsche können bereits 95-98% aller Keime von der Haut entfernt werden, was unserem Immunsystem den entscheidenden Vorsprung verschaffen kann."

Dr. Malte Regelin

Nach dem Klo und vor dem Essen: Händewaschen nicht vergessen!

Wir haben es schon im Kindergarten gelernt - und es ist garantiert kein Mythos: Händewaschen schützt! Insbesondere nach dem Kontakt mit Kot oder zu erkrankten Tieren und Menschen, ist die allerwichtigste Maßnahme zur Vermeidung von Infektionskrankheiten das Waschen der Hände, damit nicht ungewollt Lebensmittel verunreinigt werden oder durch Reflexhandlungen Keime auf die empfindlichen Schleimhäute gelangen (z.B. beim Augenreiben). Durch eine gründliche Handwäsche können bereits 95-98% aller Keime von der Haut entfernt werden, was unserem Immunsystem den entscheidenden Vorsprung verschaffen kann.

Denn prinzipiell ist der Kontakt zu einem einzigen Viruspartikel oder Bakterium nicht ausreichend, um zu einer Infektion zu führen. Infektion ist immer eine Frage der tatsächlichen Anzahl Keime, der wir ausgesetzt sind. Man spricht auch von einer minimalen Infektionsdosis. Der Gedanke ist hier, dass es einer bestimmten Anzahl an Keimen einer Art bedarf, zu der wir gleichzeitig Kontakt haben müssen, um uns zu infizieren. Es ist also oft gar nicht wichtig, auch das letzte Bakterium oder den letzten Virus zu erwischen, um sich ausreichend zu schützen. Wichtig ist, dass man die Anzahl infektiöser Erreger möglichst gering hält. Bei gesunden Menschen ist dies durch Händewaschen gegeben.

Auch das Verhalten des eigenen Hundes spielt für die Hygiene eine Rolle.

Die persönliche Hygiene kann bei Bedarf ausgeweitet werden, indem man z.B. durch gezielte Desinfektionsmaßnahmen der Ausbreitung einer Erkrankung entgegenwirkt. Solche Maßnahmen sind besonders wichtig, wenn man mehrere Tiere hat oder Angehörige einer Risikogruppe im Haushalt leben (Junge, Alte, Schwangere, Immunsupprimierte). Aber genauso wie unser persönliches Verhalten spielt auch das Verhalten des eigenen Tieres eine erhebliche Rolle. Die Vorliebe für das Reiben an bestimmten Stellen zur „Fellpflege“, wie etwa Aas und Kot (vielen Reitern mit Hund dürfte da z.B. der Pferdeapfel bekannt sein), oder ein ungezügelter Fresszwang können sowohl für den Hund als auch für seinen Besitzer eine gesundheitliche Komponente bekommen. Gerade der Kontakt zu und der Konsum von Kot anderer Tiere bietet für Durchfallerreger ideale Bedingungen, um unseren Vierbeiner zu besiedeln. Dies bedeutet insbesondere in Ballungszentren, wo viele Hunde auf engstem Raum zusammenkommen, dass hier die Hygiene auch über das Hundeverhalten gesteuert werden kann.

Krankheiten vermeiden!

So wäre es denkbar, unter Anleitung eines Hundetrainers das Fressverhalten des eigenen Vierbeiners so auszubilden, dass das Risiko einer ungewollten Aufnahme von kontaminierten Futterquellen minimiert wird. Hieran zeigt sich auch eindrucksvoll, wie wichtig der One Health Ansatz ist. Unsere Tiere sind darauf angewiesen, dass wir mit ihnen zusammenarbeiten, um Krankheiten bei sich und anderen zu vermeiden.