Chronisch intermittierender blutiger Durchfall beim Hund

Die Probleme von Arthos, einem 5-jährigen kastrierten Riesenschnauzerrüden, bestehen, seitdem er sechs Monate alt ist. Er zeigt seitdem chronisch intermittierenden Durchfall mit Borborygmen und Bauchschmerzen, selten auch Erbrechen. Der Durchfall tritt phasenweise auf, dann jeweils sehr starker Durchfall, immer blutig und mit Schleim überzogen, begleitet von starken Bauchschmerzen und Darmgeräuschen. In diesen Phasen frisst er viel Gras, muss jede Nacht mehrfach raus, ist unruhig, zudem inappetent und steht jammernd vor seinem Futter, frisst aber nicht. In den Phasen ohne Durchfall ist dennoch fast immer etwas Blut am Kot, er frisst dann aber normal.

Blut- und parasitologischen Kotuntersuchungen

Im Laufe der Jahre erfolgte intensive Diagnostik mit immer wieder parasitologischen Kotuntersuchungen mit allen angebotenen Verfahren, auch auf Einzellern (Giardia, Kryptosporidien) und es wurde nach Clostridien und Clostridientoxin gesucht. Die Blutuntersuchungen umfassten komplette Profile sowie Untersuchung hinsichtlich Cobalaminmangel, Hypoadrenokortizismus, Pankreatitis, exokrine Pankreasinsuffizienz und Hypothyreose, alle waren bis auf eine geringe Eosinophilie und ggr. erniedrigte Cobalaminkonzentration unauffällig. Auch die Ultraschalluntersuchungen des Abdomens, zuletzt vor 1,5 Jahren, verliefen ohne besonderen Befund. Aktuelle Ultraschallbefunde gab es nicht, eine endoskopische Biopsieentnahme war noch nicht erfolgt.

Arthos bisherige Therapie umfasst bis heute eine regelmäßige Entwurmung und Gabe von Metamizol bei Bedarf. Weitere Therapien waren initial die Gabe von Metronidazol und einem Probiotikum, mit 1 Jahr Futterumstellung auf Royal Canin Hypoallergenic, Substitution von Vitamin B12 und Gabe von Antihistaminika mit zeitweiser Besserung. Ab dem Alter von 1,8 bis 3 Jahre bekam er Tylosin und war damit ca. 1 Jahr stabil. Wegen eines hgr. unstillbaren Rezidivs wurde dann Prednisolon in geringer Dosis gegeben, das nach 1 Jahr abgesetzt wurde, da Arthos mit Reduktion der Dosis wieder blutige Durchfälle entwickelte. Zwischenzeitlich war auch eine BARF Fütterung ohne Erfolg versucht worden. Ab dem Alter von 4 Jahren bekam Arthos Royal Canin Anallergenic, Sivomixx und Cobalamin, womit einige Zeit eine Besserung eintrat. Seit dem August 2021 ging es ihm wieder etwas schlechter und weil er kaum noch fraß wurden dem Futter eingeweichte Karottenpellets und Cocosöl sowie wenige Stücke Wiener Würstchen zugesetzt. Im September wurde zweitmeinung-tierarzt von der Besitzerin, in Absprache mit ihrer Tierärztin zur telemedizinischen Beratung konsultiert.

Nach der ersten telemedizinischen Beratung bestand aufgrund der Symptome der Verdacht auf eine Kolitis und Futtermittelallergie. Da Arthos fast immer Blut am Kot hatte, wurde auch die Möglichkeit einer histiozytär-ulzerativen Kolitis in Betracht gezogen. Um eine futterresponsive Kolitis, gepaart mit einer faserresponsiven Komponente, auszuschließen, wurde eine Futterumstellung und Gabe von fermentierbaren Fasern besprochen. Arthos bekam Vet-Concept Hermetia und Ofrieda Hermetia Dosenfutter und Flohsamenschalen - jedoch ohne Besserung.

Therapie

Eine anschließende antientzündliche Therapie mit Mesalazin führte ebenfalls nicht zur gewünschten Besserung, so dass Arthos Ende Oktober direkt zu mir in der Praxis Die Tierärztinnen in Wetzlar kam. Wir haben nach vorheriger Planung an dem Tag eine komplette klinische und rektale Untersuchung, Blutuntersuchung mit Hämatologie, Chemieprofil und Cobalaminmessung, Ultraschall Abdomen und Endoskopie von Magen, Duodenum, Ileum und Kolon mit Entnahme von Biopsien durchgeführt. Zusätzlich zur histologischen Untersuchung wurde eine Kolonbiopsie wegen der Möglichkeit einer histiozytär-ulzerativen Kolitis zur bakteriologischen Untersuchung zur Suche nach enteroinvasiven E. coli eingeschickt. Klinisch und sonographisch wurden keine auffälligen Befunde erhoben. Endoskopisch wurde entgegen der Erwartung zwar in allen Bereichen des Kolons geringe oberflächliche Blutungen und eine deutliche Entzündung der Ileozäkalklappe gesehen, aber keine Hinweise auf eine histiozytär-ulzerative Kolitis. Nebst einer geringgradigen Eosinophilie wurde eine geringgradige lymphoplasmazelluläre und eosinophile Infiltration in Magen und allen Darmabschnitten sowie eine geringe erosive Kolitis diagnostiziert, es waren aber keine histiozytären Zellaggregate und auch keine PAS-positiven Makrophagen vorhanden. In der bakteriologischen Untersuchung wurden zwar resistente E. coli nachgewiesen, die molekularbiologische Untersuchung ergaben aber keine weiteren Virulenzfaktoren und kein adhärent-invasiven Phänotypen. Damit war das Vorliegen einer histiozytär-ulzerativen Kolitis ausgeschlossen und die Diagnose einer entzündlich eosinophilen Gastroenterokolitis gestellt.

Der Fall von Arthos demonstriert, dass Patienten in guter Zusammenarbeit zwischen "zweitmeinung-tierarzt" und den Haustierärzt:innen betreut und auch ungewöhnlichere Diagnosen weiter abgeklärt werden können."

Dr. Christiane Stengel, Zweitmeinung Tierarzt

Royal Canin Anallergenic, Flohsamenschalen & Prednisolontherapie

Direkt nach der Endoskopie wurde zunächst erneut zur ausschließlichen Fütterung von Royal Canin Anallergenic und zur Gabe von Flohsamenschalen in ansteigender Dosis geraten. Nachdem alle Ergebnisse vorlangen, wurden alle Befunde ausgiebig mit der Besitzerin besprochen und alle Befundberichte und der Beratungsbericht an ihre Tierärztin geschickt. Geraten wurde zur Prednisolontherapie in absteigender Dosis.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Arthos gerade eine sehr gute Phase mit den mittlerweile 2,5 Esslöffel Flohsamenschalen täglich, kein Blut im Kot und wenig Schmerzen. Er bekommt zu seinem Futter allerdings etwas Hüttenkäse, damit er frisst und bei starken Bauchschmerzen zusätzlich Metamizol. Die Prednisolontherapie wurde daher noch ausgesetzt und geraten, die Flohsamenschalenmenge eher noch etwas zu erhöhen, aber dauerhaft zu geben. Arthos geht es damit momentan sehr gut, seine Tierärztin betreut ihn weiter und würde mich bei "zweitmeinung-tierarzt" bei Bedarf kontaktieren.

Zusätzliche "Murmel in der Tasche"!

Der Fall von Arthos demonstriert, dass Patienten in guter Zusammenarbeit zwischen "zweitmeinung-tierarzt" und den Haustierärzt:innen betreut und auch ungewöhnlichere Diagnosen weiter abgeklärt werden können. Die ausführlichen schriftlichen Berichte sind sowohl für Besitzerin als auch für die Haustierärztin hilfreich und v.a. das Gefühl, auch bei Problemen immer noch eine zusätzliche "Murmel in der Tasche" zu haben, ist für beide äußerst beruhigend.