Mit Herz und Haltung: Die Praxisphilosophie von Dr. Diana Ruf
Dr. Diana Ruf ist keine Fachärztin – und das ist ihr ganz recht so. Denn ihre Praxisphilosophie ist klar: gute Medizin für alle Patienten – unabhängig von Spezies oder Status. Seit 2006 führt sie ihre Kleintierpraxis im oberbayerischen Bichl. Was als mutiger Schritt in die Selbstständigkeit begann, ist heute ein Leuchtturmprojekt für fortbildungsgetriebene, empathische und zukunftsgewandte Tiermedizin. Ihre Patient:innen kommen mittlerweile aus ganz Süddeutschland und den angrenzenden Gebieten des Nachbarlandes Österreich. „Ich wollte nie spezialisiert sein, sondern jede Spezies gut behandeln, die bei mir durch die Tür kommt“, sagt sie. Vögel oder Reptilien? „Lass' ich nicht rein – weil ich’s nicht gut kann.“ Stattdessen: fundiertes Know-how für Hunde, Katzen und Heimtiere, gepaart mit einer Praxisgestaltung, die ihresgleichen sucht.
Wohnzimmer statt Wartezimmer – und Fachwissen mit Herz
Schon beim Betreten der Praxis wird klar: Hier ist vieles anders. Das Wartezimmer erinnert an ein Wohnzimmer – bewusst so gestaltet, dass sich Halter:innen und Tiere entspannen können. „Die Leute sprechen uns oft darauf an, wie schön es hier ist. Und entspannte Menschen bedeuten entspannte Tiere.“ Für Ruf ist das kein Nebenaspekt, sondern Teil einer ganzheitlichen Praxisphilosophie, die sich durch alle Räume zieht – von der Rezeption bis zum OP. Der Mut zur Individualität zeigt sich auch in der Kommunikation: „Ich sehe mich als Haustierärztin – und das bedeutet, man kennt seine Patienten und ihre Menschen. Und hört auch mal zu, wenn’s nicht ums Tier geht.“ Das schaffe Vertrauen – und sei oft der Schlüssel zu medizinischem Erfolg.

Ich wollte nie spezialisiert sein, sondern jede Spezies gut behandeln, die bei mir durch die Tür kommt.“
Kleinsäuger? Ja, bitte!
In vielen Praxen fristen Kaninchen, Meerschweinchen und Co. ein Nischendasein. Nicht so bei Dr. Ruf. „Für mich ist jedes Tier gleich viel wert – und das bedeutet auch gleiche medizinische Sorgfalt.“ Dass Heimtiere häufig mit der Haltung „kostet ja nur 20 Euro“ abgekanzelt werden, kritisiert sie scharf. „Diese Haltung färbt auf die Tierärzt:innen ab – viele bieten dann gar keine Diagnostik mehr an, weil sie denken, es lohnt sich nicht.“ Ruf sieht das anders – und lebt es vor. Ihre Praxis ist überregional bekannt für qualifizierte Heimtiermedizin. Das spricht sich herum: „Wir haben Patienten, die aus Regensburg, dem Allgäu oder sogar aus Tirol kommen, weil sie wissen, dass wir Kaninchen und Meerschweinchen ernst nehmen.“
Multiplikatorin durch Webinare – aus der Praxis für die Praxis
Neben ihrer Praxistätigkeit ist Dr. Ruf als Referentin aktiv. Sie begann mit Seminaren für Tierhalter:innen, bald folgten Webinare für Kolleg:innen. Ihr Erfolgsrezept: Praxisnahe Inhalte, niedrigschwellige Formate und ein Fokus auf das Wesentliche. „Ich biete keine wissenschaftlichen Exkurse, sondern klare Handlungsempfehlungen. Was tun bei Magendilatation beim Kaninchen? Punkt für Punkt.“ Die Webinare sind regelmäßig ausgebucht – und haben eine Facebook-Community mit über 2.000 Tierhalter:innen hervorgebracht.
Rabbit-Friendly: Eine Bewegung entsteht
Zusammen mit Dr. Anna Draschka, Dr. Saskia Köstlinger, Dr. Milena Thöle und acht weiteren Heimtier-interessierten Kolleg:innen entwickelt Dr. Diana Ruf derzeit das Konzept für ein neues Siegel: Rabbit Friendly. Was in der Katzenmedizin mit dem „Cat Friendly Clinic“-Ansatz begann, wollen die engagierten Tierärzt:innen für Kaninchen weiterdenken. „Wir brauchen Standards – in Fortbildung, Ausstattung und Narkosemanagement. Und wir brauchen Orientierung für die Halter:innen.“ Das Projekt steht noch am Anfang, soll im Mai 2025 mit eigener Website starten.
Und was ist mit den Katzen?
Auch hier hat die Tierärztin klare Vorstellungen. Die Praxis ist „catfriendly“ im besten Sinne – auch wenn das Siegel (noch) nicht offiziell beantragt ist. Trennung von Hund und Katze, individuelle Behandlungsansätze, Dentalröntgen, Prämedikation bei Stress, Leckerlies zur Ablenkung: „Wir nehmen Katzen nicht als kleine Hunde wahr – sondern als eigene Patienten mit eigenen Bedürfnissen.“

Das Wartezimmer erinnert an ein Wohnzimmer – bewusst so gestaltet, dass sich Halter:innen und Tiere entspannen können!"
Augsburger Thementage: Neue Impulse für die Heimtiermedizin
Auch im Vorstand der AG Kleinsäuger der DVG engagiert sich Diana Ruf, u.a. als Mitorganisatorin der Augsburger Thementage, die vom 30. Mai - 1. Juni 2025 in Augsburg stattfinden. Die Fortbildung setzt bewusst neue Akzente: internationale Referent:innen, praktische Workshops mit Kieferchirurgie beim Kaninchen sowie ein neues Poster-Format "mit Aperitivo". „Wir wollen über den Tellerrand hinausblicken – für eine Heimtiermedizin, die sich weiterentwickelt,“ fasst die engagierte Tierärtzin zusammen.
Mein Fazit:
Dr. Diana Ruf steht für eine Tiermedizin, die Haltung zeigt – medizinisch, menschlich und im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre Praxis ist ein Ort der Sorgfalt und des Anspruchs. Eine kleine Praxis mit großer Wirkung – weil sie Tiermedizin aus Überzeugung lebt.
Andreas Moll