Anna Draschka: "Ein Leben für die Tierzahnheilkunde!"
"Wenn man ein Hundemaul öffnet, ist meistens mit einem der 42 Zähne etwas nicht in Ordnung!", bringt Tierärztin Anna Draschka ihr Thema auf den Punkt. Sie leitet seit 14 Jahren eine Praxis mit Schwerpunkt Zahnheilkunde im Münchener Stadtteil Hadern und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Tierärzt:innen in Deutschland für ihr Herzensthema zu sensibilisieren. Ihrer Meinung nach ist das Thema in der Veterinärmedizin sehr stiefmütterlich behandelt worden. Sie weiß, dass auf diesem Gebiet noch ganz viel getan werden muss, "dass wir flächendeckend auf ein ordentliches Niveau kommen". Sie hat sich entschieden, in der ersten Hälfte des kommenden Jahres parallel zu ihrer bestehenden Praxis ein Tierzahn-Zentrum hier im Viertel aufzumachen, in dem wir einerseits die Zahnpatienten täglich behandeln, jedoch zusätzlich Kolleg:innen ausbilden und auch Schulungen für Züchter:innen und Tierhalter:innen veranstalten", erklärt Draschka, die ungeduldig "mit den Hufen scharrt" und lieber heute als morgen dieses Projekt umsetzen würde. "Die Pläne liegen in der Schublade und warten darauf, umgesetzt zu werden", sagt die Unternehmerin.
Ihrer Meinung nach, wird der Zahnheilkunde im Tiermedizinstudium nicht genügend Platz eingeräumt - ganz im Gegensatz zur Humanmedzin. "In der täglichen Praxis wird das Thema oft stiefkindlich bearbeitet", so Draschka, die mutmaßt, dass Unwissenheit viele Kolleg:innen daran hindert, gute dentale Diagnostik zu betreiben. Dabei ist die Zahnheilkunde wirtschaftlich für jede Praxis äußerst interessant.
Ihrer Erfahrung nach, wird seitens der Halter:innen immer mehr Wert auf eine gute zahnmedizinische Versorgung ihrer Tiere Wert gelegt. "Es gibt schon ganz viele, die täglich die Zähne ihrer Tiere putzen, dann natürlich bemerken, wenn Probleme im Maul auftreten und dann einen Termin bei uns machen", so Draschka, die aber auch immer wieder auf Halter:innen trifft, deren Hunde 15 Jahre alt geworden sind und die nach eigener Aussage niemals Zahnprobleme hatten. "Das Schlimme ist nur, dass da ganz sicher was war", erklärt Draschka, die auf Studien hinweist, die besagen, dass 86 % der Hunde über zwei Jahre ein dentales Problem haben, was behandlungsbedürftig ist. Viele werden jedoch einfach nicht behandelt, bzw. es wird den Problemen nicht richtig auf den Grund gegangen. "Schließlich liegen mehr als die Hälfte aller gesundheitlichen Probleme unter dem Zahnfleisch - da muss natürlich geröntgt werden", so Draschka weiter, "und wer die Befundung ordentlich macht, wird dann auch sicherlich etwas finden."
86 % aller Hunde über zwei Jahre haben ein dentales Problem, was behandlungsbedürftig ist."
Tierzahnarztpraxis auf Klinikniveau & Fortbildungszentrum
Als vor elf Jahren die jetzigen Räume bezogen wurden, konnte niemand ahnen, dass sich die Arbeit so entwickeln würde. Es hat sich definitiv herumgesprochen, dass Dr. Anna Draschka und ihr Team gute Zahnmedizin anbieten - derzeit stoßen sie jedoch an ihre Kapazitätsgrenze, zeitweise wird an drei Tischen gleichzeitig gearbeitet. Die Besitzer:innen nehmen zum Teil eine Anfahrt von über 200 Kilometern in Kauf, um sich die Dienste der Praxis zu sichern. Die beiden Spezialisierungen auf Zahnmedizin und Kleine Heimtiere und sicherlich auch die offene und freundliche Atmosphäre haben die Runde gemacht. Sicherlich hilft die Präsenz in den sozialen Medien und die Meldungen und Nachrichten, die regelmäßig auf allen Kanälen veröffentlicht werden. Die Website wurde übrigens von einer Kundin, die in den vergangenen 14 Jahren zur Freundin geworden ist, mit viel Herzblut entwickelt und wird nun gemeinschaftlich bespielt.
Praxis als Co-Working Space
Anna Draschka ist stolz auf ihr Team, die Atmosphäre und den Zusammenhalt und beschreibt ihre Praxis als eine Art Co-Working Space, wo alle selbstständig ihren Bereich entwickeln können. "Ich stelle meinen Leuten Raum und Geräte zur Verfügung, biete Fort- und Weiterbildungen an und halte ihnen den Rücken frei", erklärt die Arbeitgeberin, die für die Außendarstellung und das Marketing sorgt. "Das Ziel aller muss sein, jeden Tag ein bisschen besser zu werden", so Draschka. Derzeit arbeitet das 20-köpfige Team auf 275 Quadratmeter auf zwei Ebenen, wobei im Erdgeschoss in drei Behandlungsräumen die tierärztliche Sprechstunde angeboten wird, während im Keller neben der Zahnabteilung noch Labor, Röntgen, Ultraschall und CBCT untergebracht sind. "Wir sind besonders stolz auf unseren Cone-Beam-Computertomographen, für den wir zum ersten Geburtstag sogar eine kleine Feier ausgerichtet haben", erklärt Draschka grinsend. "In den vergangenen 12 Monaten haben wir fast 500 Scans angefertigt. Das Gerät rechnet sich übrigens bei zwei bis drei Scans im Monat."
Wir freuen uns schon sehr, bald eine richtig coole Tierzahnarztpraxis einrichten zu können, Arbeitsabläufe zu optimieren und kompromisslos gute Zahnmedizin zu machen."
Dr. Dr. Peter Fahrenkrug: Vorbild und Inspiration
Der Geist des 2019 verstorbenen Peter Fahrenkrug, der als "Vater" der Tierzahnheilkunde in Deutschland gilt, ist in der Tierarztpraxis Hadern deutlich zu spüren. Sowohl Anna Draschka als auch Eva Kopp haben bei ihm gelernt, schätzten seine menschliche Qualitäten und nennen ihn ehrfürchtig einen leidenschaftlichen Kämpfer für die Tierzahnheilkunde, der sein Wissen immer gerne geteilt hat. "Ohne Peter Fahrenkrug und seine Fortbildungen gäbe es viele von uns Zahnmediziner:innen einfach gar nicht", fasst Eva Kopp zusammen.
Anästhesistin Rebecca Glombitza, Eva Kopp und Anna Draschka verbringen einige Arbeitstage der Woche komplett im Keller in der Zahnstation. "Wir freuen uns schon sehr, bald eine richtig coole Tierzahnarztpraxis einrichten zu können, Arbeitsabläufe zu optimieren und kompromisslos gute Zahnmedizin zu machen", fasst die Praxisgründerin zusammen. Das Ziel ist es, eine gewisse Anzahl von Patienten selbst behandeln zu können, aber auch anderen Tierärzt:innen anzubieten, in der Praxis zu hospitieren und entsprechend zu lernen. Angedacht sind darüber hinaus Seminare, Workshops und Lectures, die sowohl hands on aber auch online durchgeführt werden. Und so wird bald schon eine hochspezialisierte Tierzahnarztpraxis auf Klinikniveau mit integriertem Fortbildungszentrum entstehen.
Man darf sehr gespannt sein, was sich da im Münchener Stadtteil Hadern in der nächsten Zeit entwickeln wird. Eines steht fest: Gewinner ist auf jeden Fall die Tierzahnheilkunde.
Andreas Moll