Tierärzte Atlas Deutschland - eine Brancheninitiative
"Seit vielen Jahren schon schlummerte die Idee in unseren Köpfen", erklärte Hubertus Keimer im Rahmen der Präsentation des "Tierärzte Atlas Deutschland 2024", der vom Dessauer Zukunftskreises (DZK) und dem Arbeitskreis "Wörlitzer Memorandum" umgesetzt wurde. Für dieses Branchenprojekt haben Vertreter:innen aller Branchenverbände, Vereinigungen und gemeinsam Inhalte, Zahlen und Fakten bereitgestellt, bearbeitet und kommentiert.
Fachkräftemangel beschäftigt die gesamte
Branche
Die Redaktion des Tierärzte Atlas Deutschland, ein Team des Dessauer Zukunftskreises der Veterinärmedizin (DZK), bestehend aus Dr. Julia
Henning, Hubertus Keimer und Jörg Held, hat in Zusammenarbeit mit den Verbänden der Branche zu all diesen Themen aktuelle Statistiken zusammengetragen und verfügbare Zahlen analysiert. So zeigt der Atlas ein Gesamtbild der Tiergesundheitsbranche in unterschiedlichsten Facetten. Das Kompendium, das gedruckter und digitaler Form abrufbar ist, gibt einen breiten und intensiven Einblick in die tiermedizinische Branche, zeigt Personal- und Marktentwicklungen auf, ordnet aktuelle Strukturen ein und erläutert Hintergründe. Diese Zusammenstellung an Daten, Zahlen, Fakten fehlten bisher, um Entwicklungen aufzuzeigen. Er ist eine Brancheninitiative aller großen Verbände, Vereine und Institutionen der Tierärzteschaft, Tiergesundheitsindustrie und Praktiker:innen der Tiergesundheitsbranche.
Frauenanteil im Tiermedizinstudium liegt bei über 85 Prozent
Der Tierärzte Atlas Deutschland gliedert sich in sechs Kapitel, die sich an den tierärztlichen Berufsfeldern sowie dem Tiermedizinstudium orientieren – ergänzt um zusätzliche Branchendaten. Er zeigt in Verlaufsgrafiken, wie sich die tierärztlichen Berufsfelder über 20 Jahre
entwickelt haben, macht die demographische Entwicklung in Altersstrukturgrafiken sichtbar und visualisiert auch Themen wie die Zahl der nicht tierärztlich Tätigen, Teilzeitarbeit oder die Feminisierung im Vergleich zur Gesamtgesellschaft. Der Tierarztberuf wird bereits zu mehr als 70 Prozent von Frauen ausgeübt; der Frauenanteil im Studium liegt bei über 85 Prozent. Andere Datensätze beantworten die Frage, ob es ein nachlassendes Interesse an der tierärztlichen Praxis gibt. Zugleich zeigen die Daten, wie sich die Praxisstrukturen aufgrund der soziodemographischen Entwicklung der Tierärzteschaft verändern: Im Jahr 2024 wird es erstmals mehr angestellte Tierärzt:innen in den Praxen geben als niedergelassene Inhaber:innen.
Wir benötigen eine zukunftsfähige, innovative und attraktive Tiermedizin mit dem entsprechend ausgebildeten Fachpersonal zum Wohle unserer Tiere und für die kommenden Tierarztgenerationen."
"Pet Parents" sehen ihre Heimtiere als vollwertige Familienmitglieder an.
Auch
veränderte Rahmenbedingungen auf Seiten der Tierhalter:innen prägen die
Tiermedizin. So stieg die Zahl der gehaltenen Heimtiere über 20 Jahre
rasant (plus 50 % auf über 34 Mio). Zugleich hat sich die Rolle des
Haustieres und damit die Erwartungen an die tiermedizinische Versorgung
verändert: Der Begriff „Pet Parents“ zeigt, dass Hund und Katze
vollwertige Familienmitglieder sind. Dagegen erlebt die Nutztierhaltung
in Deutschland regional einen massiven Strukturwandel: Die Zahl der
Nutztierhalter:innen schrumpft jährlich. Auch die Zahl der gehaltenen
Rinder und Schweine sinkt, allerdings nicht so stark wie die der
Tierhalter:innen. Die weniger werdenden Tiere stehen so in immer
größeren Betrieben.
Das Thema Fachkräftemangel beschäftigt die gesamte Branche. "Wir benötigen eine zukunftsfähige, innovative und attraktive Tiermedizin mit dem entsprechend ausgebildeten Fachpersonal zum Wohle unserer Tiere und für die kommenden Tierarztgenerationen", fordert Hubertus Keimer, der verspricht, dass der „Tierärzte Atlas Deutschland“ mit den Branchenexpert:innen stetig weiterentwickelt werden soll.