Dr. Alexander Pack, Elversberg: "Öder Ort - klasse Job!"

Dr. Alexander Pack führt im idyllischen Saarland mit den beiden Gesellschaftern, Dr. Karl Scherer und Dr. Sandra Kehr, die Tierklinik Elversberg. In der Notfall- und Unfallklinik sorgen rund 100 MitarbeiterInnen, ca. ein Drittel davon sind TierärztInnen, für eine tiermedizinische Versorgung an 365 Tagen im Jahr. Im Interview gibt Dr. Alexander Pack Auskunft über die Themen Personalrekrutierung und -führung und spricht über den Sinn von Tierkrankenversicherungen.

Als regionales Oberzentrum mit den Schwerpunkten Notfallmedizin, Chirurgie, Internistik, Onkologie, Dermatologie und kleine Heimtiere ist die saarländische Tierklinik im Regelfall für Notfälle im Umkreis von 100 Kilometern zuständig - und das bedeutet für das Team eine ziemliche Belastung. Durch die Corona Pandemie mussten zuletzt 20 Prozent mehr Tierhalter versorgt werden. "Diesem Ansturm konnten wir nicht mehr gerecht werden, vor allem, weil wir neben der Notfallversorgung, der stationären Aufnahme und unserer chirurgischen Tätigkeit immer noch haustierärztlich gearbeitet haben", erklärt Alexander Pack. Die haustierärztliche Tätigkeit wurde nun erst einmal bis zum Jahresende ausgesetzt, die KollegInnen per Rundmail und die Tierhalter über die sozialen Kanäle informiert.

Intensives Prakikantenprogramm

"Es gehört zur Sorgfaltspflicht eines Arbeitgebers, für eine gute Work-Life-Balance der MitarbeiterInnen zu sorgen", weiß der Tierarzt, der neben seiner chirurgischen Tätigkeit in der Klinik auch noch für das Thema Personalführung verantwortlich ist. "Das beginnt ja mit dem Recruiting des Nachwuchses", erklärt Pack. Er erzählt von Praktikantenprogramm der Klinik, das so interessant ist, dass sie bis 2023 komplett ausgebucht ist. Die Klinik bietet für die Zeit des Praktikums eine kostenlose Wohnung, eine Vergütung im Rahmen eines Minijobs, eine vom Bundesverband der Veterinärstudierenden (VVD) und dem Verbund unabhängiger Tierkliniken (VUK) entwickelte Kalendermappe mit den Tätigkeiten, die im Rahmen des Praktikums absolviert werden. In der 8-12 wöchigen Praktikumszeit werden alle Abteilungen und Stationen durchlaufen, außerdem ist eine Woche Nachtdienst dabei, "damit sie sehen, dass im klinischen Berufsleben nicht alles nur schön ist".

"Ist die Tierklinik ein interessanter Arbeitgeber?"

Mindestens ebenso wichtig ist es zu sehen, dass es den MitarbeiterInnen gut geht. "Natürlich halten wir hier in Elversberg die Arbeitszeitgesetzgebung ein, gewähren einen Ausgleich für die gearbeiteten Wochenendetage, gleichen eine Nachtdienstwoche mit einer komplett freien Woche aus, beteiligen unsere Mitarbeiter in ihren Notdienstzeiten am Umsatz und versuchen so, unserer Sorgfaltspflicht gerecht zu werden", fasst Pack zusammen. Eine gute Balance zu finden, ist jedoch im klinischen Betrieb "manchmal echt schwer" ist. Wichtig sind dem Klinikchef die Vorschau- und Jahresgespräche mit den MitarbeiterInnen, denn so bleibe man permanent im Gespräch. Trotz aller Bemühungen, sind die Belastungen für manche so hoch, dass sie der Klinik adé sagen, aufs Amt, in die Praxis oder in die Industrie wechseln.

Es gehört zur Sorgfaltspflicht eines Arbeitgebers, für eine gute Work-Life-Balance der MitarbeiterInnen zu sorgen."

Dr. Alexander Pack, Tierklinik Elversberg

Wer soll das bezahlen?

Alexander Pack ist sich sicher, dass TierärztInnen am liebsten am Tier arbeiten, gute Medizin machen und es heilen wollen - unangenehm werde es, wenn mit dem Tierbesitzer über Geld verhandelt werden müsse. "Für unsere TierärztInnen ist eine extrem emotionale Situation", so Pack, "die sind alle sehr empathisch und wollen einfach nur helfen." Für ihn ist es klar, dass Tierkrankenversicherungen ein Schritt in die richtige Richtung bedeutet. Bei der Aufnahme der Patientendaten werden die Tierhalter automatisch gefragt, ob das Tier versichert ist. Bei der Erstuntersuchung gehöre es dazu, den Halter darauf hinzuweisen, dass die Kosten im Bedarfsfall enorm hoch sein können - vor allem, weil die meisten Halter die absolut beste medizinische Versorgung für ihre Tiere wünschen.

Abrechnung ohne zusätzlichen Administrationsaufwand

"In meinen Augen ist nicht nur eine OP-Versicherung sinnvoll, sondern eine Vollversicherung, die beispielsweise dann in Kraft tritt, wenn ein Pankreas-Patient ein oder zwei Wochen auf Station versorgt werden muss", erklärt der Tierarzt. Aus seiner Sicht macht ein gewisser Eigenanteil Sinn, damit nicht die Gefahr besteht, dass Tierhalter ohne Überlegung auch wegen Nichtigkeiten den Tierarzt aufsuchen. "Ein einfaches Abrechnungsverfahren ohne zusätzlichen Administrationsaufwand rundet das Ganze aus meiner Sicht ab", urteilt Alexander Pack. In der Tierklinik Elversberg wird mit dem Praxisprogramm von Vetera gearbeitet, das mit einer Schnittstelle zur "Tierdirekt" versehen ist. "Der Patientenbesitzer unterschreibt eine Abtrittserklärung, so dass wir direkt mit der Versicherung abrechnen, die wiederum den Eigenanteil des Tierhalter einzieht", erklärt Pack. "Letztlich ist es jedoch die Aufgabe des Tierhalters, sich mit dem Thema Tierkrankenversicherungen auseinanderzusetzen, wir können ihn nur auf die Notwendigkeit hinweisen", sagt der Tierarzt.

In meinen Augen ist nicht nur eine OP-Versicherung sinnvoll, sondern eine Vollversicherung, die beispielsweise dann in Kraft tritt, wenn ein Pankreas-Patient ein oder zwei Wochen auf Station versorgt werden muss."

Dr. Alexander Pack, Tierklinik Elversberg

Sorgenkind Tierärztlicher Notdienst

Zum Abschluss des Gespräches verrät mir Alexander Pack noch einen Wunsch: "Mir liegt sehr am Herzen, dass man sich um den tierärztlichen Notdienst kümmert. Da viele Tierkliniken ihren Status nicht mehr aufrecht erhalten können, bricht schon jetzt der Notdienst in vielen Teilen der Republik zusammen. Hier muss unbedingt eine neue Lösung her." Er verweist auf eine kostenpflichtige zentrale Notrufnummer, sozusagen einen telefonischem Verteilerdienst als erste Anlaufstelle für Tierhalter in Not. Der existiere und funktioniere bereits in der Schweiz, erklärt der Tierarzt.

Das Problem ist lange noch nicht ausdiskutiert, und es gibt noch etliche Themen, die ich mit Dr. Alexander Pack besprechen könnte. Sicher ist, dass ich auf jeden Fall bald wieder nach Elversberg ins idyllische Saarland reisen werde, um danach wieder mit einem Sack voller Themen die Heimreise antreten werde.