LUNCHgespräche: Zwischen Fleischpflanzerl und Firmenkultur

Zu Tisch mit Dr. Elisabeth Müller, Geschäftsführerin von Laboklin.

In unserer neuen Rubrik „LUNCHgespräche“ treffe ich in loser Folge Persönlichkeiten, die die Veterinärmedizin prägen – zum Mittagessen. Ob Frikadellen in der Kantine, Pasta im Straßencafé oder Linseneintopf im Konferenzraum: Ich spreche mit Tierärzt:innen, Unternehmer:innen und Wissenschaftler:innen der Branche über das, was sie antreibt – fachlich, persönlich und natürlich auch kulinarisch. Der Tisch ist gedeckt – die Gespräche sind offen.

Bad Kissingen, Mittwochmittag. Es gibt Fleischpflanzerl mit Gelbrüabn und Erdäpfelstampf. Mit gegenüber sitzt eine der prägendsten Persönlichkeiten der veterinärmedizinischen Diagnostik: Dr. Elisabeth Müller. Sie denkt strategisch, bleibt dabei bodenständig und begegnet Menschen mit echtem Interesse. Beim Mittagessen erzählt sie von einer Unternehmenskultur, die verbindet, von Digitalisierung mit Augenmaß – und von der Neugier, die sie seit Jahrzehnten antreibt.

Gemeinsam essen, gemeinsam wachsen

Das wöchentliche gemeinsame Mittagessen für über 250 Mitarbeitende ist bei Laboklin mehr als bloße Verpflegung - es ist Teil eines bewussten Miteinanders. „Wer zusammen isst, redet auch miteinander“, sagt Müller. Was als Idee begann, ist heute fest etabliert: Jeden Mittwoch lädt die Chefin ihre Mitarbeitenden zum Lunch ein. „Wir haben immer zwei Gerichte zur Auswahl – eines davon vegetarisch. Und der Caterer hat ein Gespür für die Gruppe: Auf Wunsch stand auch schon mal Currywurst auf dem Plan.“ Anfangs wurden die Mahlzeiten in recycelbaren Boxen ausgeliefert – bis klar wurde: Das bringt Müllberge statt Begegnungen. Heute isst man gemeinsam. Das Fleisch kommt vom regionalen Metzger, das Obst aus der Rhön – auch der Kaffee stammt aus einer lokalen Inklusionsrösterei. Müllvermeidung, Nähe, Qualität - das alles gehört zur Philosophie.

Laboklin in Zahlen und Werten

Am Standort Bad Kissingen arbeiten rund 600 Mitarbeitende – europaweit sind es deutlich mehr. Laboklin betreut über 9.000 Tierarztpraxen in der DACH-Region, mit einer jährlichen Wachstumsrate von etwa 4 %. Die über 280 Arbeitsverträge im Haus sind individuell zugeschnitten. Diese Flexibilität ist gewollt – ob Elternzeit, Pflegefall oder neues Lebensmodell. „Wir wollen, dass Menschen uns erhalten bleiben und mache so gut wie alles möglich!"

Wissen teilen – praxisnah und zielgerichtet

Seit Jahrzehnten gibt Laboklin sein Wissen weiter – heute geschieht das im Rahmen der eigenen Akademie. Mit rund ihren Veranstaltungen bietet sie praxisrelevante Fortbildung für Tierärzt:innen, dazu kommen Fortbildungen Veranstaltungen für TFAs und für Züchter:innen. „Fortbildung soll praxisnah, zugänglich und relevant sein – kein Pflichttermin, sondern ein Impulsgeber.“

Digitalisierung & KI – klug eingesetzt

Technologische Entwicklungen werden bei Laboklin nicht aus Prinzip umgesetzt, sondern auf ihren Nutzen hin geprüft. Automatisierung, Prozessdigitalisierung, erste KI-basierte Optimierungen – ja. Aber nicht blind. „KI ist kein Allheilmittel. Aber wenn sie hilft, schneller, besser oder sicherer zu arbeiten – dann nutzen wir sie.“

Auszeichnung: TOP 100

Laboklin wurde 2025 zum vierten Mal in Folge als eines der TOP 100 innovativsten Unternehmen des deutschen Mittelstands ausgezeichnet. Was nach strategischer Zielverfolgung klingt, begann aber ganz anders. „Ich wollte Ranga Yogeshwar treffen“, erzählt Müller lachend. „Ich fand ihn klug – und dachte: Wenn ich mich bewerbe und wir es schaffen, dann darf ich ihm vielleicht mal die Hand schütteln.“ Doch das erste Event fand pandemiebedingt digital statt. Yogeshwar sprach, Müller saß mit einem Glas Sekt im Wohnzimmer. „Ich habe mir extra Zeit genommen – und gedacht: Jetzt erst recht. Ich mach wieder mit.“

Aus dem Wunsch wurde Routine – und ein Instrument der Reflexion. „Man schaut auf das eigene Unternehmen mit Abstand: Wo sind wir besser geworden? Wo nicht? Das bringt uns weiter.“ Die Jury lobte vor allem Entscheidungsfreude, flache Strukturen und Mut zur Erneuerung: „Wir müssen niemanden fragen, ob wir investieren dürfen. Wenn wir überzeugt sind, machen wir’s einfach.“ Und Müller ergänzt:„Unsere Neugier treibt uns an. Nicht wegen eines Siegels, sondern im Bestreben, morgen ein noch besseres Produkt für Kolleg:innen in der Praxis bereitzustellen.“

Kaffee auf der Terrasse

Den Kaffee nach dem ausgezeichneten Essen trinken wir auf der Terrasse, von der wir einen herrlichen Blick in die Rhön genießen. Neben der Tiermedizin engagiert sich Müller auch für Bad Kissingen: Mit Spendenaktionen, regionalen Projekten, Bildungskooperationen und dem von ihr gegründeten Neubürgerstammtisch, der Zugezogene miteinander ins Gespräch bringt. Mit Leichtigkeit schafft Elisabeth Müller Begegnungen – beruflich wie privat. Ich wünsche mir, dass sie unsere kleine, feine Veterinärwelt noch lange mit ihren Ideen und Impulsen bereichert.

Andreas Moll