Diagnose Motivation: Krankenstand = Managementfehler?

Wege aus der Leistungskrise in der Tierarztpraxis!

Die Tiermedizin steht vor einer Zerreißprobe. Stress, Burnout und eine hohe Fluktuation dominieren den Alltag vieler Praxen. Während Patientenversorgung und Teamorganisation zunehmend komplexer werden, droht ein unsichtbarer Gegner: die schwindende Motivation der Mitarbeitenden. Wer übernimmt Verantwortung, wenn Fehlzeiten steigen und das Team überfordert ist? Liegt der Fehler im Management oder wollen wir uns weiter vormachen, dass alles „normal“ ist?

Diese Frage ist unbequem, doch notwendig. Der Schlüssel zur Lösung liegt in einer ehrlichen Analyse der psychischen Gefahren, die den Praxisalltag belasten. Nur so können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um Motivation und Leistungsfähigkeit langfristig zu sichern.

Unsichtbare Gefahr: Stress als Dauerzustand

Stress ist allgegenwärtig. Was oft als unvermeidbarer Teil des Jobs abgetan wird, ist in Wahrheit eine tickende Zeitbombe. Die Anforderungen in der Tiermedizin übersteigen regelmäßig die Ressourcen der Mitarbeitenden und führen zu einem chronischen Erschöpfungszustand. Doch wer kümmert sich darum, bevor es zu spät ist?

Stresskreislauf: Übervolle Terminkalender, ständige Verfügbarkeit und emotionale Herausforderungen schaffen ein Ungleichgewicht. Stress ist keine „normale Belastung“, sondern ein Killer von Motivation und Arbeitsfähigkeit.

Chronische Folgen: Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und emotionale Abgestumpftheit sind Warnzeichen, die nicht ignoriert werden dürfen. Ohne Intervention wird der Weg in den Burnout zur Realität. Jeder im Team kennt jemanden, der schon auf dem Zahnfleisch geht – oder sieht sich selbst in diesem Zustand.

Burnout: Das schleichende Ende der Motivation

Burnout ist mehr als nur ein vorübergehender Zustand der Erschöpfung. Es ist das Resultat eines ungesunden Arbeitsumfelds, gepaart mit überhöhten Erwartungen. Besonders in der Tiermedizin, wo emotionale Bindungen und Perfektionismus oft Hand in Hand gehen, ist die Gefahr groß.

Symptome erkennen: Rückzug, emotionale Distanz und körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Der Übergang von Überarbeitung zu Burnout ist fließend und wird oft zu spät erkannt.

Teamdynamik im Risiko: Burnout betrifft nicht nur die betroffene Person. Es zieht das gesamte Team in eine Abwärtsspirale aus schlechter Stimmung, sinkender Qualität und steigenden Fehlzeiten. Burnout ist kein individuelles Versagen – es ist ein Managementproblem.

Resilienz, also die Fähigkeit, mit Herausforderungen konstruktiv umzugehen, muss aktiv gefördert werden."

Oliver Noteborn, noteborn consulting

Resilienz: Der Schutzschild gegen Belastungen

Resilienz, also die Fähigkeit, mit Herausforderungen konstruktiv umzugehen, ist in der Tiermedizin unverzichtbar. Doch Resilienz entsteht nicht von allein – sie muss aktiv gefördert werden.

Stärkung der Widerstandskraft: Selbstreflexion, soziale Unterstützung und gezieltes Stressmanagement sind Schlüsselkomponenten. Workshops und Coachings sind effektive Methoden, um Teams widerstandsfähiger zu machen.

Rolle des Managements: Eine resiliente Praxis beginnt bei der Führung. Erholung und Selbstfürsorge sollten in den Praxisalltag integriert werden, nicht nur als Ausnahme, sondern als Standard. Es braucht Führungskräfte, die mit gutem Beispiel vorangehen.

Intrinsische Besonderheiten in der Tiermedizin: Zwischen Engagement und Selbstaufgabe

Tiermedizinische Fachangestellte und Tierärzt:innen sind oft stark intrinsisch motiviert. Sie arbeiten nicht nur für ein Gehalt, sondern aus tiefer Überzeugung und Leidenschaft für Tiere und ihre Besitzer:innen. Doch diese Hingabe birgt Risiken:

Perfektionismus: Der Anspruch, jedem Tier und jeder Situation gerecht zu werden, führt häufig zu Überarbeitung.

Emotionale Belastung: Der tägliche Umgang mit Krankheit, Schmerz und manchmal Tod erfordert eine enorme mentale Stärke. Viele Mitarbeitende setzen ihre eigenen Bedürfnisse hintenan und geraten so in einen Zustand der Selbstaufgabe.

Hohes Risiko: In meinen Seminaren und Coachings gibt mindestens ein Drittel der Teilnehmenden zu, bereits betroffen oder stark gefährdet zu sein. Leidenschaft ist ein Geschenk, doch ohne Schutzstrukturen wird sie zum Fluch.

Dieses Engagement ist wertvoll, doch es muss durch Management und Strukturen geschützt werden, um langfristig Motivation und Gesundheit zu erhalten.

Krankheitsprävention als Managementaufgabe

Psychische Gefahren und Überlastung zu ignorieren, ist kein Zeichen von Stärke, sondern von Missmanagement. Eine vorausschauende Praxisstrategie setzt auf Prävention, Offenheit und klare Strukturen.

Strukturelle Maßnahmen: Geregelte Pausen, planbare Schichten und eine angemessene Personaldecke sind keine Extras, sondern Grundvoraussetzungen. Wer diese ignoriert, spielt mit der Gesundheit des Teams – und dem Erfolg der Praxis.

Mentale Gesundheit enttabuisieren: Eine offene Gesprächskultur reduziert Hemmschwellen und schafft Vertrauen. Mitarbeitende, die sich sicher fühlen, sprechen über Belastungen, bevor sie krank werden. Ohne diese Offenheit bleibt vieles verborgen – bis zum Zusammenbruch.

Fazit

Hohe Krankenstände und unzufriedene Teams sind oft Symptome eines strukturellen Problems. Wer Verantwortung übernimmt, Resilienz fördert und Stress gezielt entgegenwirkt, legt die Grundlage für eine gesunde, leistungsstarke Praxis. Wenn Sie erkennen möchten, wo Ihr Team aktuell steht und wie Sie Belastungen effektiv reduzieren können, bieten wir Ihnen die Möglichkeit einer professionellen Analyse und gezielten Unterstützung. Gemeinsam schaffen wir eine Arbeitsumgebung, in der Gesundheit und Motivation an erster Stelle stehen.