IKGT 24 - Ganzheitliche Tiermedizin im Aufwind

Die GGTM veranstaltet regelmäßig Fort- und Weiterbildungsseminare für approbierte Tierärzt:innen und sowie Studierende im Bereich Ganzheitliche Tiermedizin. Unter dem Motto "Zwischen Leber und Milz" fand vom 5.-7. April 2024 der 24. Internationale Kongress für Ganzheitliche Tiermedizin in Nürnberg statt. Die 2. Vorsitzende der GGTM, Dr. Brigitte Hentschel, die eine Tierarztpraxis in München führt, hat für JUST4VETS ein Résumé der Veranstaltung gezogen.

Waren Sie zufrieden mit der IKGT 24?

Dr. Brigitte Hentschel: Wir waren sehr zufrieden, die Stimmung war sehr gut. Insgesamt haben etwas mehr als 200 Tierärzt:innen teilgenommen, das zeigt, wie groß das Interesse an der Regulationsmedizin ist. Für viele von uns ist der Kongress wie ein kleines „Klassentreffen“.

Kommen Sie Ihrem Ziel näher, dass die Regulationsmedizin in die tierärztliche Ausbildung integriert wird?

Dr. Brigitte Hentschel: Näher schon, aber wir sind noch längst nicht da. Wir haben bereits einiges erreicht, aber dennoch stoßen unsere Disziplinen bei vielen Unis noch auf Ablehnung. Was schade ist, denn die Vorteile von integrativer Tiermedizin, also der Kombination von konventionellen Methoden mit Regulationsmedizin, sind unbestreitbar und die Nachfrage bei den Patientenbesitzer:innen absolut vorhanden. Viele Kolleg:innen praktizieren diese Art von Tiermedizin bereits auf die eine oder andere Weise. Warum also kann man angehenden Tierärzt:innen nicht wenigstens die Grundlagen in Regulationsmedizin an den Universitäten mitgeben? Momentan gibt die Tierärzteschaft dieses Berufsfeld größtenteils an Nicht-Tierärzt:innen ab, unter anderem auch, weil es von den Universitäten einfach ignoriert wird. Das ist mir persönlich vollkommen unverständlich.

Welche Rolle spielt denn die Ganzheitliche Tiermedizin in Deutschland, Österreich und in der Schweiz?

Dr. Brigitte Hentschel: Ich glaube, dass Ganzheitliche Tiermedizin allgemein eine immer größere Rolle spielt. Nicht nur weil die Nachfrage in der Bevölkerung nach integrativer Tiermedizin für ihre Haustiere permanent steigt, sondern auch, weil sich der One-Health-Gedanke weltweit immer weiter entwickelt. Wir müssen One-Health tatsächlich angesichts der zunehmenden Verschärfung der Resistenzproblematik bei Antibiotika, aber auch bei Antiparasitika ausbauen. Ganzheitlich denken, ist die Zukunft der Tiermedizin – das ist zumindest meine Meinung!

Was gibt es denn aus den verschiedenen Fachgruppen Ihres Vereines zu berichten?

Dr. Brigitte Hentschel: Sowohl die Homöopath:innen als auch die Phytotherapeut:innen haben Einsteigerseminare auf dem Kongress angeboten, die sehr gut angenommen wurden. Die Idee dahinter war es, Kolleg:innen, die sich für diese ganzheitlichen Therapieformen interessieren, ein niederschwelliges Schnupperangebot zu machen. Das werden wir zukünftig nicht nur fortführen, sondern auch noch erweitern. Die Fachgruppe Nutztier hat ein großartiges, international besetztes Vortragsprogramm auf die Beine gestellt, in dem sich Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen auf Augenhöhe begegnet sind. Aufgrund der außergewöhnlich großen Nachfrage wird die GGTM dieses Angebot ebenfalls erweitern.

Wir bedanken uns für Ihre Ausführungen.