Claire Bessant: Ein Vierteljahrhundert im Dienste der Katzen!


Nach einem Studium in Tierphysiologie und -ernährung begann Claire Bessant ihren beruflichen Weg als Redakteurin, zunächst bei der British Veterinary Association. Danach wurde sie Chefredakteurin der Zeitschrift des Feline Advisory Bureau und 1995 zur Geschäftsführerin des FAB ernannt. Im Laufe der Jahre verwandelte sie die kleine Organisation in eine international anerkannte Wohltätigkeitsorganisation (heute iCatCare) mit einer wichtigen Rolle in der tierärztlichen Fortbildung in der Katzenmedizin. Sie hat weltweit eine bedeutende Veränderung in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden von Katzen bewirkt. Darüber hinaus hat sie zur Gründung der Internationalen Gesellschaft für Katzenmedizin (ISFM) und deren Journal of Feline Medicine and Surgery, den Easy-to-Give Awards, der Ausbildung von über fünfzig Katzenspezialist:innen und einer Fülle von wissenschaftlich fundierten Richtlinien für Tierärzt:innen, TFA, Züchter:innen und Katzenbesitzer:innen beigetragen. Sie hat das Programm Cat Friendly Clinic entwickelt, das nun sein 10-jähriges Bestehen feiert. Im April 2022 wurde ihr von der BSAVA in Anerkennung ihres "bedeutenden Beitrags zum Tierschutz" der "Ray Butcher Award" verliehen. Karin de Lange konnte ihr für JUST4VETS und KATZENMEDIZIN einige Fragen stellen.

Im April wurde in London das zehnjährige Jubiläum der Catfriendly Clinic gefeiert. Woher stammt die Idee eigentlich?

Claire Bessant: Vor einiger Zeit steckten wir unsere Köpfe zusammen, um zu überlegen, wie wir etwas wirklich Wichtiges für Katzen bewirken können. Anstatt eine Lösung für die ein oder andere Krankheit zu finden, sagte einer der Tierärzt:innen (ich denke, es war Sarah Caney), dass wir den Besuch in der Tierarztpraxis für Katzen weniger stressig gestalten sollten. Dies führte zu einem 10-Punkte-Plan für katzenfreundliche Praxen, danach erstellten wir eine Broschüre, wir luden Tierärzt:innen zu einem Wettbewerb ein und schließlich entwickelten wir das weltweite Akkreditierungsprogramm. Ende 2012 gab es 74 akkreditierte katzenfreundliche Kliniken (CFC) in vier europäischen Ländern, 2014 bereits 250 Praxen in zwanzig Ländern und heute sind es weltweit 2664 katzenfreundliche Praxen - eine davon in Madagaskar!

Eine weitere Initiative von iCatCare ist die „easy-to-give“ Auszeichnung, um die Verabreichung von Medikamenten an Katzen zu vereinfachen. Bitte erzählen Sie uns mehr.

Claire Bessant: Die Entwicklung von Medikamenten für Katzen ist eine Sache, die Verabreichung eine ganz andere! Wir haben beschlossen, die Bemühungen der Pharmaunternehmen anzuerkennen, Produkte zu entwickeln, die Katzen einfach zu verabreichen sind. In jüngerer Zeit haben wir gemeinsam mit Sam Taylor, Danielle Gunn-Moore und Sarah Caney ein Artikel veröffentlicht [1], um herauszufinden, wie schwierig die Verabreichung ist. Tatsächlich ist dies ernstes Problem, da es einerseits die Gesundung der Katzen und die Bindung zu den Besitzer:innen negativ beeinflusst. 80 % der Halter:innen berichteten, dass ihre Katzen versucht haben, sie zu beißen oder zu kratzen. Easy-to-give Produkte haben wirklich einen Unterschied gemacht.

In den letzten 25 Jahren hat iCatCare einiges erreicht. Was halten Sie für Ihre größte Leistung?

Claire Bessant: Menschen zusammenbringen! Ich liebe es, mit verschiedenen Stakeholdern zusammenzuarbeiten. Es geht darum, Katzen gut zu behandlen und zu verstehen. Im Großen und Ganzen sind „Katzenmenschen“ großzügig und teilen gerne ihr Wissen, wenn dies zum Wohlergehen der Katzen beiträgt. Hier gibt es eine Menge Gemeinsamkeiten zwischen Züchter:innen, Besitzer:innen und Tierärzt:innen. Stolz bin ich auch über die breite Palette an Empfehlungen, die entwickelt wurden. Ideen zu finden, die funktionieren, hat mir am meisten Spaß gemacht.

Was ist neu bei iCatCare?

Claire Bessant: iCatCare hat katzenfreundliche Lösungen für besitzerlose Katzen entwickelt, um diejenigen, die sich um Katzen ohne Eigentümer kümmern, mit Informationen zu unterstützen [2]. Es gibt so viele Themen rund um besitzerlose Katzen - von Kastration bis Rehoming, Gesetzgebung und vieles mehr. In den meisten Ländern, in denen wild lebende Katzen nicht sozialisiert werden können, wird das TNR-Protokoll (Trap-Neuter-Release) angewendet. Populationen verwilderter Hauskatzen werden eingefangen, kastriert, gechipt, geimpft und wieder freigesetzt. Aber was sollte man jedoch in Ländern wie Australien tun, in denen TNR keine Option ist? Eine weitere Frage ist, ob verwilderte Katzen überhaupt als Haustier „gerettet“ werden sollen, auch wenn dies wahrscheinlich lebenslangen Stress für diese Katzen bedeutet. Es bleibt viel zu tun, um das Leben von allen Katzen weltweit zu verbessern.

Claire, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen Ihnen einen wohlverdienten Ruhestand.

[1] https://journals.sagepub.com/d...

[2] https://icatcare.org/unowned-c...

Heute sind es weltweit 2664 akkreditierte katzenfreundliche Kliniken (CFC) - eine davon in Madagaskar!"

Claire Bessant, International Cat Care

Die sieben katzenfreundlichen Prinzipien

1. Respekt. Die Artenvielfalt respektieren und die einzelnen Katzen verstehen (Fleischfresser, Raubtiere & Beute, verschiedene Lebensstadien und Bedürfnisse, Vielfalt der Lebensstile…). „Bis zu 50 % der Katzen sind nicht als Haustier geeignet", so Claire. Das Spektrum des Lebensstils geht von Wild- und Straßenkatzen bis hin zu „in-betweener“ und Haustierkatzen. Der Zwischenstufe "in-betweener" Katze lebt mit Menschen zusammen, meidet sie jedoch so viel wie möglich und sind weder am freien Leben noch am Leben in der Wohnung angepasst.

2. Haltung. Die körperliche Gesundheit und das psychische Wohlbefinden von Katzen sollte gleichermaßen berücksichtigt werden. Ein ganzheitlicher Ansatz ist für Katzen entscheidend: Ziel ist die Verringerung von Stress, der sich in einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit äußern kann (CFC-Programm, easy-to-give...).

3. Katzen keinen Schaden zufügen. Sorgen Sie dafür, dass Katzen durch Menschen oder ihre Aktivitäten keinen zusätzlichen Schaden erleiden (Schmerzen, Stress, Qualzucht).

4. Lösungsorientiert im Sinne der Katzen. Evidenzbasierte, pragmatische und nachhaltige Lösungen für Katzen finden (CFC, Ansatz für besitzerlose Katzen)

5. Kommunikation. Kommunizieren und großzügig Wissen teilen zum Wohl der Katzen.

6. Zusammenarbeit. Zusammenarbeiten, sowohl regional als international und mit Menschen unterschiedlicher Herkunft, mit gegenseitiger Unterstützung und Schätzung.

7. Weiterentwickelung. Seien Sie innovativ, bleiben Sie neugierig und lernen Sie weiter zum Wohle der Katzen. #BeCatCurious!