Social-Media-Trends treiben das Tierwohl in die Krise
Ein neuer Bericht der Choose Health Coalition warnt: Von sozialen Medien getriebene Hypes fördern ungesunde Schönheitsideale bei Haustieren und begünstigen Produktionspraktiken mit mangelndem Tierwohl sowie illegalen Heimtierhandel.
Soziale Medien fördern schädliche Trends
Eine Umfrage ergab, dass in einigen europäischen Ländern mittlerweile ein Drittel der Haustierbesitzer:innen ihre Tiere über soziale Medien erwerben, wobei Plattformen wie TikTok und Instagram Tiere mit „einzigartiger“ Ästhetik präsentieren, die oft ungesund ist. Der Einfluss sozialer Medien ist enorm; aktuell gibt es mehr als 2 Millionen Haustier-Influencer-Konten auf Instagram mit einer kombinierten Reichweite von 40 Milliarden Followern.
Erschreckenderweise bedeutet der gesellschaftliche Wandel hin zu sofortiger Befriedigung und Impulskäufen, dass bis zu 36 % der Hundekäufer:innen weniger als 20 Minuten damit verbringen, zu recherchieren, woher sie ihren Welpen bekommen, und 12 % bezahlen, bevor sie das Tier überhaupt live gesehen haben.
Diese Nachfrage hat eine Gemeinschaft von Produzenten mit geringem Tierwohl dazu ermutigt, online zu florieren, wo sie häufig der Entdeckung und Regulierung entgehen. Die Gesundheit der Tiere steht nicht im Vordergrund, wobei fast die Hälfte der online gekauften Welpen ihren neuen Besitzer:innen vor dem gesetzlichen Mindestalter von acht Wochen übergeben wird. Leider stirbt ein Viertel der über soziale Medien gefundenen Haustiere vor ihrem fünften Geburtstag.
Extreme Optik hat ihren Preis
Die Mitglieder der Choose Health Coalition haben große Anstrengungen unternommen, um gegen extreme körperliche Merkmale – also Merkmale, die stark von der natürlichen Anatomie des Tieres abweichen – vorzugehen. Leider hat der trendgetriebene Wunsch nach „atypischen“ oder „niedlichen“ Haustieren dazu geführt, dass extreme Merkmale zunehmend normalisiert werden. Rassen oder „Look-alike“-Rassen wie Französische Bulldoggen, Möpse, Shar-Peis oder Show-Line Deutsche Schäferhunde wurden auf eine Weise gezüchtet, die ihrer Gesundheit und ihrem Wohlbefinden schadet, wobei viele unter Merkmalen wie Atemproblemen, Gelenkbeschwerden, übermäßigen Hautfalten und hervortretenden Augen leiden. Die Choose Health Coalition hebt beispielsweise hervor, dass Französische Bulldoggen oder „Look-alike“-Französische Bulldoggen mittlerweile eine durchschnittliche Lebenserwartung von nur viereinhalb Jahren haben, verglichen mit 13 Jahren bei anderen Rassen.
Beliebte körperliche Merkmale sind nicht nur für die Tiere nachteilig, sondern führen auch zu emotionalen und finanziellen Belastungen für die Besitzer:innen, die mit Tierarztrechnungen und dem Trauma konfrontiert sind, ihre Tiere leiden zu sehen. Ästhetik-getriebene Produktionspraktiken untergraben zudem das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Heimtier-Ökosystem insgesamt.
Ein Teufelskreis der Aussetzung
Die Folgen von Produktionspraktiken mit geringem Tierwohl und extremen körperlichen Merkmalen sind in ganz Europa spürbar. Tierheime sind überfüllt, die Zahl ausgesetzter Tiere ist im Vereinigten Königreich um 30 % gestiegen. In Frankreich berichten 82 % der Tierheime von steigenden Aufnahmen, und in Deutschland wurde im vergangenen Jahr allein in 80 % der Tierheime eine Zunahme der Überfüllung festgestellt. Die zusätzliche Tragik dieser Zahlen ist, dass ausgesetzte Tiere oft durch neue Impulskäufe ersetzt werden, was das Problem fortsetzt und einen endlosen Kreislauf des Leidens perpetuiert.
Gemeinsam für Veränderung
Die Choose Health Coalition setzt sich dafür ein, die Herausforderungen ungesunder, unethischer und illegaler Zucht von Katzen und Hunden anzugehen und hat diese Woche ihr globales Tierwohlversprechen gestartet. Dies ist ein gemeinsames Engagement, um verantwortungsvolle Anschaffung von Haustieren zu fördern, extreme körperliche Merkmale bei Katzen und Hunden zu beseitigen und regulatorische Maßnahmen zu unterstützen – insbesondere mit folgenden Forderungen:
- Evidenzbasierter Ansatz für die Zucht, der angeborene Gesundheit und funktionale Anatomie bei Katzen und Hunden in den Vordergrund stellt.
- Umfassende Rückverfolgbarkeit und Regulierung über Grenzen hinweg zur Bekämpfung des illegalen Handels mit Katzen und Hunden
- Öffentlichkeitsarbeit zur Veränderung der Wahrnehmung wünschenswerter Haustiermerkmale hin zu Gesundheit und Wohlbefinden
- Gemeinsames Handeln von Züchter:innen, Tierärzt:innen, Influencer:innen, politischen Entscheidungsträger:innen und Tierhaltenden, um internationale Maßnahmen voranzutreiben
Die Coalition unterstützt den vorgeschlagenen EU-Regulierungsrahmen für das Wohl und die Rückverfolgbarkeit von Katzen und Hunden und sieht darin einen entscheidenden Schritt, um Haustiere zu schützen und Vertrauen sowie Integrität in der Heimtierbranche wiederherzustellen. Insgesamt hofft die Coalition, dass ihre Arbeit alle dazu ermutigt, die Rolle zu erkennen, die jeder von uns spielt, um informierte, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, die Katzen und Hunden eine gesündere und glücklichere Zukunft ermöglichen.
Weitere Informationen unter www.royalcanin.com/uk/choosehealth.