ChatGPT und künstliche Intelligenz
Wie ChatGPT und künstliche Intelligenz die Kommunikation mit Katzenhalter:innen in Zukunft noch komplizierter machen.
Es ist kein Geheimnis, dass der Wissensstand von Katzenhalter:innen rund um die Versorgung ihrer Schützlinge sehr unterschiedlich ist. Erfreulicherweise wächst die Zahl derer, die sich umfassende Informationen aneignen, um ihre Samtpfoten bestmöglich zu versorgen. Doch gerade die engagierten Halter:innen laufen Gefahr an falsche Informationen zu geraten und damit auch in der Tierarztpraxis für Unruhe zu sorgen.
Grundsätzlich kann im Internet jeder Mensch, der interessiert ist, wichtige und nützliche Informationen finden. Doch im Laufe der Jahre haben sich seriöse Inhalte immer mehr mit Marketingversprechen und den Aussagen von Hobbyexpert:innen gemischt. Das allein war in der Vergangenheit schon Grundlage für die Verbreitung von Halbwissen und falschen Informationen, die nicht selten zu Haltungs- und Pflegefehlern zu Lasten der Katzen geführt haben. Der ambitionierte Katzenmensch muss lernen, dass leider nicht alles, was es im Web zu finden gibt, auch der Wahrheit entspricht. Neben Unsicherheit bei der Versorgung und Pflege der Tiere zu Hause und Streitigkeiten im Bekanntenkreis über Sinn und Unsinn der „recherchierten“ Empfehlungen, gab und gibt dieses erlangte Halbwissen auch Anlass zu wachsendem Misstrauen gegenüber Expert:innen. Schließlich hat man es doch irgendwo von irgendwelchen Expert:innen ganz anders gelesen. Wer hat denn nun recht?
Halbwissen und falsche Informationen
Während noch darüber nachgedacht wird, wie man mit dem verwirrenden Halbwissen und der Verbreitung falscher Informationen aus dem Internet am besten umgeht, bricht ein ganz neues „Informationszeitalter“ an. KI (Künstliche Intelligenz) hat Einzug in den Alltag gehalten. Neben wirklich nützlichen Funktionen, die das Leben einfacher oder sicherer gestalten, bringt KI jedoch auch Möglichkeiten mit, die (wie bei allen Neuerungen der Weltgeschichte) kritisch zu sehen sind. Zum Beispiel dann, wenn es um die Beantwortung von Fragen oder gar das Schreiben von Texten geht. Es ist faszinierend, was bereits funktioniert und welche guten Ergebnisse am Ende herauskommen. Aber es ist auch erschreckend, wie toll und fachlich sich manche Texte lesen, die in Wahrheit nur eine grammatikalisch korrekte Aneinanderreihung von Unsinn sind. KI-Experte und Fachbuchautor Andreas Klug sagt dazu: „ChatGPT gibt das wieder, was irgendwer mal zu einem bestimmten Thema gesagt oder geschrieben hat, ohne zu wissen, ob es stimmt.“
Das bedeutet: Weiß eine künstliche Intelligenz keine Antwort, wird eine Anfrage derzeit nicht abgebrochen, sondern die KI „halluziniert“ (ja, so heißt es wirklich) eine Antwort, die auf Basis verschiedener Parameter naheliegend erscheint.
Der ambitionierte Katzenmensch muss lernen, dass leider nicht alles, was es im Web zu finden gibt, auch der Wahrheit entspricht."
ChatGPT - ein kleiner Test
Ich habe den Chatbot „ChatGPT“ gefragt, was man gegen Zecken bei Katzen tun kann. Neben allgemeinen Informationen, kam erfreulicherweise mehrfach der Hinweis, Tierarzt:innen zu konsultieren. Und sogar: „Es ist wichtig zu beachten, dass einige Produkte zur Zeckenbekämpfung für Hunde giftig für Katzen sein können. Verwende niemals ein zeckenabweisendes Mittel für Hunde an deiner Katze, es sei denn, es wurde ausdrücklich vom Tierarzt empfohlen.“ Auch meine Frage nach der Nutzung von Teebaumöl, Kokosfett und Bernstein zur Zeckenprophylaxe, wurde sehr ausführlich und mit dem Rat seinen Tierarzt zu befragen, beantwortet.
Traue ich diesen Empfehlungen? Auch wenn es sich sehr gut liest: Nein! Denn mit Hilfe eines anderen KI-basierten Tools zur Erstellung von Texten, bekam ich alles andere als empfehlenswerte Informationen. Diese haben sich ebenfalls sehr gut gelesen. Allerdings war das Thema deutlich spezieller, es gab also weniger Informationen dazu im Internet und die KI hat sich deshalb einiges an „Füllmaterial“ zusammengereimt. Es kommt also darauf an, was sich im Internet bereits als potentielle Antwort etabliert hat oder ob es überhaupt schon Informationen zum Thema gibt.
Marketingexperte Niels Dahnke hat dazu noch einen ganz anderen Gedanken: „Wie wird es in ein paar Jahren sein, wenn die KI erneut auf Basis der Falschinformationen Texte erstellt?“ Denn: Ist eine falsche Information bereits sehr verbreitet, gilt sie aus Sicht der KI derzeit als wahrscheinlich und verbreitet sich dadurch noch mehr.
KI hin oder her: Am Ende werden wahrscheinlich nur Expert:nnen, die selbst über Fachwissen verfügen, erkennen können, ob ein Text vertrauenswürdige, seriöse Informationen erhält oder nicht. Bis KI ausgereift genug ist um zuverlässig hilfreiche Informationen zu generieren, müssen wir davon ausgehen, dass die Verbreitung von Halbwissen und Falschinformationen erst einmal zunehmen und die Weitergabe seriöser Informationen erschweren wird. Für alle, die mit KatzenhalterInnen arbeiten bedeutet das: Eine gute Kommunikation, Aufklärung und die Weitergabe geprüfter, seriöser Anlaufstellen wird noch wichtiger.
Im Pet-Competence-CLUB wollen wir gemeinsam mit erfahrenen
Expert:innen dafür sorgen, dass sich nur die richtigen Informationen
verbreiten und vor allem, dass Katzenmenschen für den Umgang mit Medien
und Informationen gerüstet sind. Aus diesem Grund gibt es rund um das
Oberthema "Künstliche Intelligenz, ChatGPT und Mediennutzung" bereits mehrere Podcastfolgen (www.katzen-podcast.de).
Über den Club: Der Pet-Competence-Club ist eine Onlineplattform, die zur Wissensvermittlung geprüfter Informationen zum Wohle der Katze ins Leben gerufen wurde. KatzenhalterInnen können sich kostenfrei registrieren, um Onlinekurse, Vorträge und Downloads zu nutzen. Tierärzt:innen haben die Möglichkeit, mit eigenen Inhalten dabei zu sein, um Patientenbesitzer:innen mit weiterführenden Informationen zur Seite zu stehen. https://pet-competence.de/experten-kontakt/