2. Branchentreffen des DZK im Gartenreich Wörlitz
Am 27. und 28. September 2023 haben sich Vertreter:innen aus der Veterinärmedizin im Gartenreich Dessau-Wörlitz auf Einladung des Dessauer Zukunftskreises (DZK) zum 2. Branchentreffen zusammengefunden, um über den Tierärztemangel zu diskutieren und mögliche Lösungen zu erarbeiten. Rund 35 Gäste haben sich gemeinsam mit dem DZK intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt und diese aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachtet. Ebenso wie die Ursachen des Mangels an Tierärztinnen und Tierärzten sind auch die Lösungsansätze vielfältig.
Aus Sicht der Teilnehmenden ist ein vereinfachtes, schnelleres und transparenteres Anerkennungsverfahren der Approbation von Kolleg:innen aus dem Ausland notwendig. Als erster Schritt wurde die Webseite Vetworkgermany.com erarbeitet, die in Deutsch sowie in Englisch über die Voraussetzungen und Bedingungen informiert, unter denen internationale Kolleg:innen aus dem Ausland in Deutschland als Tierärzt:innen arbeiten dürfen und welche Initiativen und Einrichtungen sie dabei unterstützen. Dazu gehört zum einen Hilfe bei der Anerkennung der Approbation (www.support4vetmed.de), zum anderen Unterstützung beim Erlernen der (Fach)Sprache (www.deutschkurs-tieraerzte.de). Auch das wahlweise Ablegen der Kenntnisprüfungen in Englisch wäre der Anerkennung des fachlichen Wissens dienlich. Weiterhin wurde über die Notwendigkeit einer Aufstockung der Studienplätze für Veterinärmedizin diskutiert. Wiedereinsteiger:innen müssen auf unterschiedliche Weise unterstützt werden, die zumindest zeitweise dem tierärztlichen Beruf den Rücken gekehrt haben. Als ebenso wichtig wird es erachtet, dass der Kontakt des Arbeitgebenden zu den Mitarbeitenden, z.B. während der Elternpause, optimalerweise gar nicht erst verloren geht. Auch hierzu finden sich ausführliche Informationen unter Tierarztmangel.de.
Traumberuf Tierärzt:in
Weiterhin wird eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, die ein realistisches Bild des tierärztlichen Berufs mit all seinen Höhen und auch Tiefen widerspiegelt, wurde als wichtig erachtet, um die „richtigen“ Bewerber:innen für das Studium anzusprechen, damit sie den Traumberuf Tierärzt:in möglichst lange zufrieden ausüben. Dazu wurde die Webseite www.beruftierarzt.de sowie der gleichnamige Instagram-Kanal ins Leben gerufen. Unter anderem erzählen hier Kolleg:innen, warum sie diesen Beruf gewählt haben und was sie bis heute daran begeistert. Außerdem zeigen sie die Vielfalt des tierärztlichen Berufes auf, in dem sich Amtstierärzt:innen, Bundeswehroffiziere, kurativ tätige Kolleg:innen und politisch Aktive sowie Vertreter:innen aus der Industrie zu Wort melden. Diese Initiative erfuhr viel Unterstützung auf dem Leipziger Tierärztekongress im Januar dieses Jahres. Alle Kolleg:innen sind auch jetzt noch sehr herzlich eingeladen, beide Formate mit Leben zu füllen, in dem sie Situationen und Eindrücke aus dem Berufsalltag einsenden.
Eine weitere in Wörlitz aufgestellte "Forderung" ist die Finanzierung von Datenerhebungsprojekten, um die tatsächliche „Versorgungslage“ in Deutschland und den entsprechenden Bedarf an Tierärzt:innen in Zukunft zu kennen bzw. besser abschätzen zu können. Ziel wäre ein Tierärzteatlas für Deutschland nach dem Vorbild Frankreichs. Dazu gibt es inzwischen konkrete Überlegungen, wie dieser realisiert werden könnte.
Weiterhin wurde die zwingend notwendige Verbesserung der Arbeitsbedingungen, vor allem in der Praxis, thematisiert. Es wurde eine erarbeitete Checkliste vorgestellt, die zahlreiche einfache und auch komplexere Maßnahmen vorsieht, um die Mitarbeitenden zu motivieren und zu halten. Diese Checkliste ist unter www.tierarztmangel.de eingestellt und soll dazu dienen, Anregungen zum Nachahmen zu bieten. Hier befindet sich auch eine Maßnahmenliste, um die Kompetenzen der TFA zu vergrößern. Ziel ist es, dadurch die Tierärzt:innen zu entlasten, aber auch die ebenso wichtige Berufsgruppe der TFA zu motivieren, ihren Beruf langfristig und mit Freude auszuüben.
Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetz
Natürlich waren bei dem Branchentreffen in Wörlitz auch die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes sowie die Vor- und Nachteile eines Tarifvertrages Thema. Hier werden die Bemühungen, auf politischer Ebene etwas zu erreichen, weiter fortgeführt. Man war sich jedoch einig, dass beide Vorhaben einen längeren Atem brauchen, ob gleich zumindest die Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes insbesondere bei der Abdeckung/Sicherstellung des Notdienstes, sehr direkt für Entspannung sorgen könnte.
Tagungsbilanz
Ausgezeichnet haben das Treffen nicht nur die gut vorbereiteten und aufgearbeiteten Inhalte und die fruchtbaren Diskussionen, sondern auch die freundlich-harmonische Stimmung, mit der sich alle Beteiligten begegnet sind. Einmal mehr wurde deutlich, wie ernst die Lage ist und wie groß teilweise die Versorgungslücken durch Tierärzt:innen in Deutschland sind und in absehbarer Zeit noch werden.
"Klar ist, es müssen Lösungen her und zwar rasch, um auch weiterhin dem Staatsziel Tierschutz durch eine angemessene tierärztliche Versorgung der Haus- und Nutztiere und zwar bei Tag und Nacht, gewährleisten zu können", fasst DZK-Mitgründer Hubertus Keimer zusammen. " Aber nicht nur im kurativen Bereich besteht ein Mangel an Tierärzt:innen. Dies betrifft auch den Öffentlichen Dienst mit der Lebensmittelsicherheit und dem Tierschutz sowie im Bereich Lehre und Forschung."