Wandel auf dem Arbeitsmarkt Tiermedizin

In den letzten 3 - 5 Jahren wurde besonders im Hinblick auf die Arbeitgeber:innen ein Strukturwandel der tierärztlichen Berufswelt im kurativen Bereich deutlich: Die herkömmlichen Arbeitgeber treten in den Hintergrund, im Vordergrund stehen inzwischen Klinikgruppen und -ketten. Der Trend ist ungebremst, immer wieder entstehen neue große oder kleine Verbünde. Den meisten Arbeitnehmer:innen kommt diese Entwicklung aber zugute. Sie profitieren von den Veränderungen auf dem tiermedizinischen Arbeitsmarkt. Die Organisation in Gruppen oder Ketten trägt dazu bei, die Arbeitsbedingungen für angestellte Tierärzt:innen zu professionalisieren und auch bezüglich Gehalt, Arbeitszeiten, Arbeitszeitmodellen, Fortbildung und Karrierechancen zu optimieren. Vor diesem Hintergrund geht die selbständige, freiberufliche Tätigkeit zurück. Junge TierärztInnen haben kaum mehr den Wunsch, eine eigene Praxis zu gründen und zu betreiben.

Mit Blick auf die Verfügbarkeit tierärztlicher Ressourcen zeigt sich eine dramatische Entwicklung. Es gibt viele gut ausgebildete TierärztInnen, die das anspruchsvolle Studium hinter sich haben, promoviert sind, oft sogar eine Fachtierarzt-Ausbildung haben – aber: Ungefähr ein Drittel ist gar nicht berufstätig oder geht einer nicht-tierärztlichen Tätigkeit nach, in etwa ein Drittel steht oft durch familiäre Verpflichtungen nur in Teilzeit zur Verfügung. Als neue Entwicklung ist die verbleibende Gruppe zu betrachten: Vollzeit arbeitende Tierärzt:innen, die sehr gut qualifiziert und sehr gut bezahlt sind - dann aber gar nicht mehr Vollzeit arbeiten wollen. Ihnen reicht eine 3 - 4 Tage-Arbeitswoche aus, um ein gutes Auskommen zu gewährleisten. Dies führt zur weiteren Verknappung der tierärztlichen Mitarbeiterschaft. Auch die deutschen Tierärzt:innen, die vom hohen Gehaltsniveau in Großbritannien und der Schweiz angezogen sind und abwandern, fehlen hier.

Ein Lösungsansatz ist, mehr Tierärzt:innen aus dem Ausland in deutsche Beschäftigungsverhältnisse zu bringen. Viele Arbeitgeber haben große Vorbehalten aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse der potentiellen neuen Mitarbeiter. Die ausländischen Kolleg:innen sind jedoch oft sehr motiviert, an ihrer neuen Arbeitsstelle vor Ort schnell Deutsch zu lernen. Hier wartet eine noch lange nicht erschlossene Mitarbeiter-Quelle. Es ist längst überfällig, diese mit Sprachkursen zu erschließen und den deutschen Tiermedizin-Markt zu entlasten. Hardenberg Consulting sieht diejenigen Arbeitgeber:innen als Gewinner, die bereit sind, gut ausgebildete Tierärzt:innen ohne Deutsch-Vorkenntnisse einzustellen. Zwar bedeutet dies mehr Aufwand bei der Einarbeitung und höhere finanzielle Ausgaben durch die Übernahme von Sprachkurs-Kosten, hat sich aber schon häufig als lohnenswertes Modell dargestellt. Sieger der angespannten Situation sind diejenigen Tierärzt:innen, die mutig und weltoffen das bestehende Team erweitern und die Knappheit an tierärztlichen Mitarbeiter:innen als Hemmnis für Entlastung und Wachstum bei Seite schieben.